16.06.2012 - 26.08.2012
Der 1970 in Madrid geborene Künstler Fernando Sánchez Castillo untersucht in Film, Skulptur, Text und Performance die Wirkmacht von Geschichte und Geschichtlichkeit. Propagandistische Mechanismen von Denkmälern, von uniformierter Staatsgewalt aber auch politische Mythen stehen auf dem Prüfstand. Sánchez Castillo rekonstruiert sowohl reale historische Geschehnisse, inszeniert aber auch fiktive Szenen. Er untersucht die Bedeutung von politischem Aktionismus und dessen Akzeptanz in der Gesellschaft. Dass Repression und Kontrolle sich unterschwellig in der Architektur manifestieren können, veranschaulicht Sánchez Castillo in seinem Film Horse Architecture, in dem ein Reiter ein Universitätsgebäude in Madrid erkundet. Um studentische Unruhen unverzüglich niederschlagen zu können, wurden die Gänge während der Franco-Diktatur breit genug gebaut, um das Gebäude durch berittene Polizei jederzeit stürmen zu können.
Die Fotoserie No Heroes Land, 2003 zeigt Fragmente verschiedener bronzener Reiterstatuen. Das Monument wirkt, als wäre sie in einem scheinbar brutalen Akt abgesägt worden. Am überdimensionalen Sockel verbleiben nur noch Rudimente. Dieser revolutionäre Akt des Denkmalstürzens, uns aus eindringlichen Bildern nach bedeutenden politischen Umwälzungen bekannt, bleibt in Sánchez Castillos Arbeit ohne Widerhall, das Leben fließt um das verstümmelte Denkmal herum ungerührt weiter.
In Spanien ist Fernando Sánchez Castillo bereits sehr bekannt und war an vielen internationalen Gruppenausstellungen beteiligt, beispielsweise Palais des Beaux Arts Brüssel, MARTa Herford, Centrum für Gegenwartskunst, Linz. Die Braunschweiger Schau ist seine erste instutitionelle Einzelausstellung in Deutschland.