16.04.2011 - 26.06.2011
Das internationale Ausstellungsprojekt Über die Metapher des Wachstums ist eine Kooperation des Kunstverein Hannover, des Frankfurter Kunstverein und des Kunsthaus Baselland. In drei Ausstellungen sollen bei jeweils unterschiedlicher Akzentuierung künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Begriff des Wachstums präsentiert werden, die dessen heutige Ambivalenz in wirtschaftlichen, biologischen und gesellschaftlichen Kontexten verdeutlichen.
Wachstum wird im Allgemeinen positiv bewertet und als erstrebenswerter Prozess angesehen. Als ein zunächst der Biologie zugeordneter Begriff suggeriert Wachstum etwas Naturgegebenes. Dementsprechend signalisiert "Wachstum", dass alles "natürlich" und damit richtig und in Ordnung zu sein scheint. Folgt man dem Begriff des Wachstums als einer der Biologie entlehnten Metapher, so begegnet man allerdings auch einer zweiten Seite, die in der metaphorischen Verwendung meist negiert wird. Organisches Wachstum ist immer bestimmt durch eine natürliche Grenze, es kennt den Zustand des Ausgewachsenseins und ist geprägt durch den Kreislauf von Werden und Vergehen. Stagnation, Vergänglichkeit und Erneuerung sind Teil des "Natürlichen", finden aber in der metaphorischen Verwendung kaum Akzeptanz. So kennt beispielsweise das Wirtschaftswachstum oder die technologische Entwicklung keinen Zustand des Ausgewachsenseins, keine Grenze und keine Sättigung. Erst im Zuge von Krisen wird die Frage nach den Grenzen des Wachstums offenbar. So erschütterte auch die jüngste Wirtschaftskrise den Glauben an permanente Wertsteigerungen.
Auf dem Gebiet der kulturellen Produktion ist das Wachstumsdenken als zentrales Prinzip gesellschaftlicher Organisation schon seit längerem ein Thema. Künstler nehmen den Begriff des Wachstums und den damit verbundenen Fortschrittsglauben anhand exemplarischer Phänomene zum Anlass für Untersuchungen und Visualisierungen. Ihre Perspektiven und Arbeitsweisen zielen auf Wachstum als Metapher und operieren dabei oft selbst metaphorisch.
Das Ausstellungsprojekt Über die Metapher des Wachstums möchte erstmals verschiedene Stränge der künstlerischen Auseinandersetzung mit Phänomenen des Wachstums zusammenführen, um ein Spannungsfeld aus positiv und negativ konnotiertem Wachsen zu konstruieren, das Anlass zu grundlegenden Reflexionen bietet. Die Entwürfe der Künstler - ihre Reaktionen und Antworten auf spezifische Folgen des Wachstumsdenkens - bilden dabei eine Matrix, die die zentrale Stellung des Begriffes Wachstum im gesellschaftlichen Selbstverständnis erfahrbar macht.
Über die Metapher des Wachstums soll in Form eines institutionellen Dreiecks realisiert werden: Der Kunstverein Hannover, der Frankfurter Kunstverein und das Kunsthaus Baselland haben gemeinsam eine Auswahl von Künstlern zusammengestellt, aus der heraus für jede der drei Institutionen eine eigene Ausstellung komponiert wird. Jede Ausstellung wird unterschiedliche Schwerpunkte setzen und einem jeweils unterschiedlichen kuratorischen Duktus folgen, aber gemeinsam beworben werden. Ein Begleitprogramm wird an jedem der drei Orte verschiedene Aspekte der Thematik diskutieren. Eine Publikation dokumentiert alle Ausstellungen und führt alle Stränge des Projekts zusammen.