Was soll der Container im Kunstverein? Seit mehr als zehn Jahren macht Rainer Junghanns durch prozessuale, konzeptionelle, medial vermittelte, aber immer auch auf die Sinne zielende Installationen auf sich aufmerksam. Sein Projekt Global Move zeigte Filmaufnahmen von Chelsea, New York, Dubai und Island, deren Ergebnisse auf zugrunde liegenden Zeitrastern für die Aufnahmen beruhte. Die Installation GMT + verlegt die Visualisierung von Ortsspezifischem und Zeitabläufen nun hinaus aufs Meer. In den Jahren 2007 und 2009 umrundete Rainer Junghanns, einmal auf einem Containerschiff, einmal auf einem Stückgutfrachter, die Erde. Konzeptuelle Annahme für diese Reise war die Überquerung der vertikalen Greenwich Meantime (GMT) Linie, des Nullmeridians, der horizontalen Äquatorlinie sowie der Meere. An Backbord und am Bug der Schiffe war eine Video-Kamera installiert, die drei verschiedene Aufnahmeformate nach einem vorgegebenen zeitlichen System aufzeichnete. Die Zeitraffer-Aufnahmen von Sonnenauf- bis -untergang zeigen neben atmosphärischen Veränderungen vornehmlich das Meer als Verkehrsweg, auf dem sich unterschiedliche Schiffe mit ihren geladenen Waren begegnen. Das zweite Format - zu jeder vollen Stunde 60 Sekunden Aufnahme in Echtzeit - blendet Datum, Uhrzeit und geografische Positionsbestimmung ein. Das dritte Format, eine high definition Aufnahme jeweils um 9 Uhr morgens und um 17 Uhr nachmittags vom Bug aus in Fahrtrichtung, lässt den Betrachter den Wellengang und die Bewegungen des Schiffes nacherleben, zumal Rainer Junghanns bewusst auf einen Bildstabilisator verzichtete. Die Fahrt durch alle Zeitzonen der Erde hat nichts Romantisches, wie auch die moderne Seefahrt kein Abenteuer ist, sondern präzise Logistik, die auf international vernetzten Verkehrs- und Kommunikationswegen beruht. Projiziert wird die Multi-Media-Installation auf eine spezielle Scheibe in einer Raumskulptur, die einem Container nachgebildet wurde und in ihren Ausmaßen einem 20-Fuß-Standardtransportcontainer entspricht.