23.11.2006 - 11.03.2007
Eine Neuerwerbung des Berliner Kupferstichkabinetts
Eine Premiere: Zum Ende des 175. Jubiläumsjahres stellt das Berliner Kupferstichkabinett die in jeder Hinsicht kostbarste Erwerbung der letzten Jahrzehnte vor. Sie wurde durch großzügige Unterstützung der Hermann Reemtsma Stiftung, der Kulturstiftung der Länder sowie durch eine Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglicht und kommt einer Sensation gleich.
Der erste, 1803 datierte Jahreszeiten-Zyklus von Caspar David Friedrich stammt aus deutschem Privatbesitz und galt seit über 70 Jahren als verschollen. Die drei Sepia-Bilder Frühling, Herbst und Winter (der Sommer bleibt vermisst) zählen zu den Inkunabeln der romantischen Kunst und können nach der Restaurierung zahlreicher Kriegsschäden in ihrer nahezu ursprünglichen Schönheit präsentiert werden. An Motiven finden wir unter dem direkten Einfluss des Künstlerfreundes Philipp Otto Runge zum ersten Mal allegorische Kinderfiguren, erstmals das Kreuz auf dem Felsen und das Hochgebirge mit Assoziationen an den Watzmann, zum ersten Mal die Ruine Eldena in romantisch umgedeutetem Kontext, erstmals den Greis am Grab.
Bei der Arbeit an den Jahreszeiten erfand Friedrich auch sein "romantisches" Verfahren, Natur- und Menschenleben in zyklischer Anlage zu überblenden und ganz natürlich erscheinende, faktisch aber nach strengen formalen Regeln konstruierte Bilder symbolisch aufzuladen. Der Zyklus von 1803 bildet das Vokabular des späteren Werks von Caspar David Friedrich aus. Die Ausstellung zeigt die wieder entdeckten Werke im Kontext zahlreicher Studien, Aquarelle und Sepien Caspar David Friedrichs, der Tageszeiten Philipp Otto Runges sowie einer Dokumentation der Restaurierung und Zeichentechnik.