Heinz Liers (1905-1985) zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Nachkriegszeit im Oldenburger Land. Der in Berlin geborene Maler hatte an den Kunstakademien Berlin und Königsberg studiert und sich als Künstler in Ostpreußen niedergelassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er, wie so viele, als Vertriebener nach Nordwestdeutschland. Von 1946 bis 1972 war er als Künstler, Kunsterzieher und Kunstkritiker der Nordwest-Zeitung im Oldenburger Land tätig, zunächst in Oldenburg, ab 1959 in Varel. Sein lyrisch anmutendes Spätwerk entstand nach mehreren Umzügen in Hannover und im Großraum Stuttgart. In den 1950er Jahren entwickelte Liers aus Expressionismus, Kubismus und Konstruktivismus eine eigene Formensprache. Ausgangspunkt seiner Arbeiten ist häufig die wiederkehrende Reihung geometrischer Farbfelder, ein Merkmal des Konstruktivismus. Im Titel der Ausstellung - "Rhythmus und Variation" - deutet sich an, dass die Arbeiten über das Serielle hinausgehen. Das Prinzip der Reihung und Wiederholung durchbricht Liers durch ein herausgehobenes Einzelmotiv oder gezielt gesetzte Veränderungen von Formen und Farben.
Seit 2015 betreuen das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg und das Stadtmuseum Oldenburg gemeinsam den Nachlass des Künstlers und präsentieren, mehr als 25 Jahre nach der letzten großen Ausstellung in Oldenburg, eine Retrospektive im Oldenburger Schloss. Sie zeigt einen Querschnitt durch das gesamte Schaffen von Heinz Liers, von den Anfängen als Student und der Suche nach dem eigenen Stil bis zum Spätwerk. Besonderes Augenmerk gilt der Zeit im Oldenburger Land, die für seine künstlerische Entwicklung von zentraler Bedeutung war. Im Dialog mit den Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts hat Liers in den 1950er Jahre seine eigene geometrisch abstrakte Formensprache entwickelt. Erstmals werden seine Arbeiten auch vor dem Hintergrund der künstlerischen Avantgarde der Nachkriegszeit in Oldenburg verortet. Durch seine Kunstkritiken für die Nordwest-Zeitung und die Beteiligung an diversen Ausstellungen hat Heinz Liers eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Kunst in Oldenburg in den 1950er und 1960er Jahren gespielt. In der Gegenüberstellung mit den Werken seiner Zeitgenossen wird jedoch deutlich, dass er mit seiner eigenen Ausformung des Konstruktivismus ein Solitär innerhalb der Oldenburger Künstlerschaft blieb, während sich seine Zeitgenossen zumeist der vorherrschenden Strömung des gegenstandslosen, gestisch spontanen Informel anschlossen. Die Ausstellung lädt ein, das poetische Werk von Heinz Liers neu zu entdecken.