In den Fotografien von Frank Kunert geht es seltsam zu: Der für ein “Menu à deux” gedeckte Tisch etwa, ist so geschickt um die Ecke gebaut, dass keiner den anderen sehen muss, dafür aber jeder auf seinen eigenen Fernseher blicken kann. Oder der Schreibtisch hat ein eingebautes Bett für den ersehnten Büroschlaf. Und die Außentoilette liegt weiter draußen als im Notfall erhofft, nämlich auf dem Mond. Bilder dieser Art erschafft Kunert in wochenlanger Kleinarbeit, um so den grotesken Auswüchsen des zivilisierten Lebens ebenso komisch und erheiternd wie tiefgründig Ausdruck zu verleihen. Die Ambivalenz zwischen Tragik und Humor reizt ihn immer wieder aufs Neue und durchzieht seine surreal anmutenden Bildwelten in unerschöpflicher Vielfalt. Melancholie und schräger Witz liegen nah beieinander - überraschend und zum Nachdenken anregend. Neben den Fotografien wird in der Ausstellung auch eine Auswahl an Originalmodellen gezeigt.
Frank Kunert, 1963 in Frankfurt am Main geboren, absolvierte nach dem Abitur von 1984 bis 1987 eine Ausbildung zum Fotografen. In dieser Zeit entdeckte er seine Liebe zur inszenierten Fotografie im Studio. Nach Erfahrungen als Fotoassistent folgte Anfang der 90er Jahre der Entschluss zur Selbstständigkeit. Seit einiger Zeit widmet sich Frank Kunert schwerpunktmäßig dem Gestalten und Fotografieren seiner kleinen Welten, die er regelmäßig in Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert. Bisher hat er zwei Bildbände publiziert: "Verkehrte Welt" (ausgezeichnet mit dem Deutschen Fotobuchpreis in Silber) und "Wunderland". Frank Kunert lebt und arbeitet in Boppard.