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Langen Foundation


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10.00-18.00 Uhr

Jorinde Voigt: Ludwig van Beethoven Sonate 1-32

01.09.2013 - 02.02.2014

Die Langen Foundation zeigt Werke von Jorinde Voigt (geb. 1977). Zu sehen ist die Serie „Ludwig van Beethoven Sonate 1-32“ aus dem Jahr 2012. Seit einem Jahrzehnt arbeitet die Künstlerin mit konzeptuellen Zeichnungen, die sie Notationen und Partituren nennt. Ihre Werke erinnern an die grafischen Partituren von Komponisten wie Iannis Xenakis oder Mauricio Kagel, ohne jedoch Anleitungen für eine Umsetzung ins Musikalische zu sein.
Voigt hat in ihrem Werk eine codierte Schreibweise entwickelt, um Phänomene unserer Welt in visuelle Kompositionen zu überführen. Seien die Prozesse noch so komplex, sie finden in den Systemen der Künstlerin ihre Ordnung. In poetischen Liniennetzen, mathematischen Rastern und musikalischen Mustern untersucht sie in ihren Zeichnungen Vorgänge unserer Wahrnehmung.
In dem 32-teiligen Zyklus übersetzt die Künstlerin beispielhaft Beethovens Musik in ihre eigens entworfene Zeichensprache, um dessen universelle Ebene aufzuzeigen. In der Musik wird etwas deutlich, dass sich durch unsere alltägliche Erfahrungswelt zieht: Emotionen entwickeln sich in Strukturen. Zum Ausdruck kommt dies in musikalischen Kompositionen durch Veränderungen von Melodie und Rhythmus sowie Tempo und Lautstärke. Letzteres wird durch Vortragsanweisungen notiert. Stimmungswerte wie „cantabile“ (gesungen) oder „majestoso“ leiten den Musiker darüber hinaus an, in seinem Spiel eine gewisse Gemütslage zum Ausdruck zu bringen.
Die Künstlerin beschäftigt sich in dem Zeichnungszyklus mit 32 Klaviersonaten, die Beethoven zwischen 1795 und 1822 niederschrieb. Pro Blatt greift Voigt eine Sonate auf, die klassischerweise aus zwei bis vier Satzteilen bestehen. Je nach Verhältnis der Sätze zueinander, notiert die Künstlerin während des Hörens der Sonate verschiedene Stränge im Raum der Zeichnung und beschriftet sie mit den dazugehörigen Stimmungswerten, die sie zuvor ins Englische übersetzt hat. Das Spektrum des musikalischen Ausdrucks wird ablesbar: „Majestically, in a stately fashion“, „cheerful or brisk, lively, fast with spirit / vigour and passionatly“ oder „at ease very simple and in a singing style“. Entlang dieser „Spuren“ listet Voigt chronologisch, Takt für Takt, alle weiteren Vortragsanweisungen der gesamten Sonate auf. Zusätzlich zieht die Künstlerin je nach Anzahl der Sätze prägnante Achsen über das Papier, die sie durch schwungvolle Linienverläufe mit den „Spuren“ verbindet. Voigt beschreibt Strecken, die zurückgelegt werden könnten, bis Töne, Wörter oder Empfindungen ihren Ausdruck finden. Darüber hinaus platziert sie die Extrakte aus Beethovens Sonaten innerhalb ihres immer wiederkehrenden Notationssystems aus räumlichen und zeitlichen Parametern wie „interne Zentren“ und „externe Zentren“, „Rotationsrichtungen“, „Rotationsgeschwindigkeiten“, „Nord-Süd-Achsen“ sowie „Beats“ und „Loops“.
Im Vordergrund der ausgestellten Arbeit steht der transformierende Charakter, der Notationen zu Eigen ist. Am Beispiel von Beethovens Sonaten überführt die Künstlerin Musik in das Medium der Zeichnung. Anstelle eines linearen Hörens von Klängen tritt ein Seherlebnis, welches uns erlaubt, das für Voigt Wesentliche der Komposition auf einen Blick zu erfassen. Auch frühere Zeichnungen wie „Symphonic Area 1-27“ oder „Beat“ (2009), die sich explizit mit musikalischen Motiven beschäftigen, sind als ebensolche Denkmodelle zu betrachten.
Die Werke der in Berlin lebenden Künstlerin, die 2012 mit dem 5th Drawing Prize of the Guerlain Contemporary Art Foundation ausgezeichnet wurde, sind in den Sammlungen des Centre Pompidou Paris, Museum of Modern Art New York, der Bundeskunstsammlung Bonn, des Kupferstichkabinetts Berlin, Kunsthauses Zürich und der Staatlichen Graphischen Sammlung München vertreten. Jorinde Voigts Notationen, Partituren, Objekte und Installationen sind bereits im Nevada Museum of Art, Royal Ontario Museum Toronto, Museum van Bommel van Dam in Venlo, Von der Heydt-Museum Wuppertal, sowie Gemeentemuseum Den Haag gezeigt worden.

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