Seit nunmehr 25 Jahren sammelt das Ehepaar Maria Lucia und Ingo Klöcker aus Bad Homburg Kunst – Malerei, Zeichnung, Fotografie, Grafik und Skulptur mit einem ganz eigenen persönlichen Fokus: Frauenporträts. Dabei leisten Sie sich einen Luxus, der Privatsammler/innen vorbehalten ist: Sie sammeln frei von kunsthistorischen Strömungen, frei von politischen Ideologien, frei von Clustern Ost/West, frei von Gremienentscheidungen und frei vom Kunstmarkt. Einziger Maßstab ist die eigene, persönliche Ästhetik, einzige Vorgabe ist das Thema, einziges Qualitätsmerkmal das handwerkliche Können. Nun stellt das LehmbruckMuseum diese Sammlung in einer breit angelegten Ausstellung vor – unter dem Titel “Frauen – Liebe und Leben”.
Mit den etwa 150 gezeigten Porträts breitet die Sammlung Frauenbilder aus mehr als sechs Jahrzehnten Kunstgeschichte der Nachkriegszeit und Gegenwart vor den Besucher/innen aus. Die Bandbreite reicht dabei von Gemälden und Zeichnungen unter anderem von Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke, Arno Rink, Michael Triegel, Alex Katz, Eugène Leroy, Nancy Spero oder Clive Head über Skulpturen etwa von Stephan Balkenhol, Eric Fischl, Thomas Schütte, Kiki Smith, Werner Stötzer, Hans Josephsohn, Gérard Garouste oder Jürgen Brodwolf bis hin zu (foto)grafischen Arbeiten beispielsweise von Sigmar Polke, Franz Gertsch, Lucian Freud, Gerhard Richter, Katharina Sieverding, Barbara Klemm, Rosemarie Trockel oder Alberto Giacometti. In dieser Vielfalt zeigt die Sammlung unterschiedlichste Blicke auf Frauen, sie beleuchtet männliche und weibliche Sichtweisen, intime und öffentliche Momente, sie spiegelt Beobachtung, Bewunderung, Erhöhung und Erotik.
Präsentiert werden die ausgestellten Arbeiten im LehmbruckMuseum unter Rückgriff auf Adelbert von Chamissos neunteiligen Gedichtzyklus “Frauen-Liebe und Leben”, vertont von Robert Schumann unter dem Titel “Frauenliebe und -leben”. Dieser Gedicht- und Liederzyklus ist es, der die gezeigten Porträts ordnet, ohne sie jedoch in ein enges Korsett zu zwängen. In ihm wird aus Sicht der Romantik der Lebensweg einer Frau von der ersten Liebe bis zu ihrem Tod nachempfunden. Entlang dieser neun Gedichte reiht sich die Sammlung Klöcker auf und setzt den zeitgenössischen Kontrapunkt.
Gegenübergestellt werden den Porträts, zu jedem der neun Gedichte, zudem Arbeiten von Wilhelm Lehmbruck, in dessen Œuvre die Darstellung der Frau ebenfalls einen zentralen Platz eingenommen hat. Diese Gegenüberstellung verschiedener Genres und Epochen erweitert die Präsentation somit um für das Haus essentielle Aspekte.
So stellt die Sammlung Klöcker, ausgestellt im LehmbruckMuseum, nicht nur einen Querschnitt durch die Kunstgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart anhand eines Themas dar, sie erzählt auch die Geschichte einer ganz individuellen und persönlichen Sammlung und vom Sammeln selbst – dem Sammeln eines Themas, das sich unerschöpflich und unendlich variantenreich durch die Kunstgeschichte zieht.