Die Ausstellung ist keine Ausstellung und findet auch nicht im Museum statt: THE WALK, ein 100 Meter langer Weg, führt den Besucher an der ikonischen Glasfassade des Museums entlang. Hier ist ein Text zu lesen, der das Leben und das Werk des Künstlers mit acht Dekaden Zeitgeschichte verbindet. Ein Blick zurück, ein ungewöhnlicher Blick von außen auf das Museum, sein Wirken in die Stadt hinein, und ein Blick nach vorne: Richtung Zukunft von Kunst und Zivilgesellschaft. Der Text verwandelt das Museum in ein gigantisches Buch: Jede Scheibe der sieben Meter hohen Glasfassade wird zu einer Textspalte einer exemplarischen Erzählung. Die persönliche Biografie wird zum Verweis auf die Welt – auf den Blick von draußen.
THE WALK ist Jochen Gerz‘ erste Museumsausstellung seit 15 Jahren. Gerz gehört zu den profilierten Künstlern, die in der Tradition der Moderne die museale Praxis kritisieren und sich dem kommerziellen Diktat des Kunstbetriebs entziehen. Der Ausstellung in Duisburg gingen zwei Jahre intensiver Diskussionen, Zweifel und Selbstzweifel voraus. Er sagt dazu: „Es ist immer die erste Ausstellung.“ Dem Werkverzeichnis nach ist es die 170ste Einzelausstellung des Künstlers. Die Einladung des Museums, eine Retrospektive auszurichten, wurde zum Auftrag für eine neue Arbeit im öffentlichen Raum. THE WALK ist keine Retrospektive. Kein einziges Werk ist im Original zu sehen. In Vorbereitung der Ausstellung entstand dafür der e_Catalogue Raisonné, der alle Arbeiten jederzeit und überall online zugänglich macht.