Hanns Schimanskys Medium ist das Papier, sein wichtigstes Ausdrucksmittel die Linie. Seine Bildsprache besteht aus Kürzeln, Chiffren und Zeichen, die er seinem Medium auf- oder einschreibt - mal scheinbar frei improvisiert, viel öfter jedoch einem Grundraster aus Faltungen ebenso scheinbar unterworfen. Begrifflichkeiten wie „gegenständlich“, „abstrakt“ oder „informell“ bleiben angesichts Schimanskys komplexer Assoziationsgefüge ohne Bedeutung. Zeichnen - und falten - ist für den Künstler vor allem eine sinnliche Angelegenheit, weniger eine sinnende. Das Sinnen überlässt Schimansky dem Betrachter, der visuelle Fiktionen in eigene Bildwelten, Fantasien oder sogar Partituren zu übersetzen vermag.
„Schimanskys Zeichnungen sind in ihrer melodischen und rhythmischen Partitur keine Abstraktionen oder durch das Auge ‚abgenommene‘ und manifestierte umweltliche Existenzen, sondern seismische Äußerungen des Seins. Durch Schimanskys Hand spricht das zittrige und ewig fragile atmende Dasein, das den Gesetzen in die Freiheit entkommen ist, wie der Jazz in seinem äußersten Spiel als eine improvisierte, also im Augenblick komponierte Musik.“ Eugen Blume, Leiter Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart - Berlin
Die Ausstellung im Leonhardi-Museum umfasst rund 70 Zeichnungen und großformatige, teils farbige Faltungen, die grafische und objekthafte Elemente verbinden.
Biographisches
Hanns Schimansky, geboren 1949, studierte als Meisterschüler bei Gerhard Kettner an der Akademie der Künste in Berlin. Noch heute lebt und arbeitet er in dieser Stadt. Er ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, Professor an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und Träger des Hans-Theo-Richter-Preises 2012 der Sächsischen Akademie der Künste.