Mit großer poetischer Leichtigkeit verbindet der Leipziger Medien- und Konzeptkünstler Maix Mayer die Referenzsysteme der Geistes- und Naturwissenschaften zu medialen Versuchsanordnungen einer individuellen Wahrnehmung von Zeit und Raum und Geschichte. Im Leonhardi-Museum Dresden sind seine Arbeiten aktuell in einer umfangreichen Einzelausstellung zu sehen.
Notationen zum Malerweg und zur Kantine ist Teil des 2015 begonnenen Werkzyklus barosphere zur architektonischen Moderne. Die bisher realisierten Teile dieses Zyklus waren in Form verschiedener, abgewandelter »Notationen« bereits in der Kunsthalle PLATO Ostrava, der Galerie EIGEN+ART Leipzig, dem Kunsthaus Erfurt und der Kunsthalle Rostock zu sehen. Dabei bildet das bauliche Erbe der Ost-Moderne den Resonanzboden der Ausstellungen – unter struktureller Einbindung lokaler architektonischer »ikonographischer« Orte und auch Nicht-Orte und deren Verschränkung und Spiegelung innerhalb einer audiovisuellen Erzählung.
Im großen Saal zeigt das Leonhardi-Museum die 80-minütige Film-Doppelprojektion Notation zur Moderne. Der dritte Teil dieser Arbeit Notation zur Moderne (Dresden) porträtiert die heutige Nutzung des Ruderzentrums Blasewitz, eines Bauwerks des Betonschalenbauers Ulrich Müther. Im Erdgeschoss wird diese Erzählung ergänzt durch zwei Tapetenmotive (Müther und DDR-Schulbautyp Dresden).
Im Aquarellzimmer ist die Skulptur Die Knolle der Moderne zu sehen, eine 1:1-Reproduktion der Knolle der DDR-Dahlienzüchtung Juri-Gagarin. Ein in Auftrag gegebener Nachbau der Juri-Gagarin-Dahlie durch die Deutsche Kunstblume Sebnitz steht im Erdgeschoss. Hier ist außerdem die Briefmarkenedition Paar(e) am Strand zu finden, die Maix Mayer mit Freunden am Ostseestrand aufnahm. Die Ikone sozialistischer Popkultur, Walter Womackas Bild »Paar am Strand«, das als Reproduktion in der DDR weit verbreitet war und auch als Briefmarke erschien, bildet hier den Bezugsrahmen.
Die Filmprojektion Notation zum Malerweg, die im Leonhardi-Saal auf ein Gemälde des romantischen Landschaftsmalers projiziert wird, nimmt Bezug auf den genius loci des Ausstellungsortes und seiner Umgebung. Wie schon in der Kunsthalle Rostock führt Maix Mayer diese Methode im Leonhardi-Museum mit drei Dresdner Motiven fort (Fernsicht ins Böhmerland, Weg der roten Fahne, Paar am Strand).
Notation zur Kantine ist eine gerade begonnene Arbeit, die während des Ausstellungszeitraumes entsteht und die aktuelle Diskussion um den Abriss oder die Umnutzung der ehemaligen Robotron-Kantine in Dresden zum Thema hat.