Faszination und Ablehnung, Bewunderung und Unverständnis machen noch immer unser Verhältnis zum höfischen Leben des 18. Jahrhunderts und der damit verbundenen Stilrichtung des Rokoko aus. Sie umfasste mit den Jahren von ca. 1720 bis ca. 1770 die Zeit der Régence (1715–1723) sowie die von 1723 bis 1774 währende Regierungszeit des französischen Königs Ludwig XV. Die Ausstellung "Gefährliche Liebschaften" vereint im Liebieghaus herausragende Skulpturen, Gemälde und Grafiken sowie auch Kunsthandwerk des französischen Rokoko um 1750.
Von zentraler Bedeutung sind hierbei Werke der Bildhauer Etienne-Maurice Falconet und Jean-Baptiste Pigalle sowie der Maler Antoine Watteau, Nicolas Lancret und François Boucher. Die Darstellung und Bedeutung der Liebe, die Entwicklung von Liebeskonzepten sowie die Frage nach den künstlerischen Vorstellungen von Natürlichkeit und künstlicher Natürlichkeit bilden den inhaltlichen Leitfaden der Schau. Nicht nur Kunsttheoretiker und Schriftsteller, auch bildende Künstler machten sich über die Bedeutung von Gefühlen und Leidenschaften Gedanken.
Waren im 17. Jahrhundert noch standardisierte Gefühlsdarstellungen grundlegend, so verloren, je mehr die Liebe als Emotion des Individuums verstanden und zum Sinn des Lebens erhoben wurde, vorgegebene Leidenschaftsformeln in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zunehmend an Gewicht. Neue Liebesmodelle und – damit einhergehend – die Natur als höfisches Arkadien prägten die Gestaltungsformen in der bildenden Kunst. Zusätzlich führt die Ausstellung die Verführungskraft des Rokoko vor Augen, die die Zeitgenossen in ihren Bann zog. Ein Raum demonstriert durch Tapisserien, Spiegel, Möbel, Gemälde, Grafik und Porzellan die Anmutung eines Salons des 18. Jahrhunderts.