Im September 2014 erhielt das Lindenau-Museum eine Schenkung aus süddeutschem Privatbesitz von vier Zeichnungen des Schweizers Martin Disler (1949–1996). Den Verbindungslinien zwischen ihm und Gerhard Altenbourg (1926–1989) war 2013 "Altenbourg im Dialog I" gewidmet. Ausstellung und Katalog bildeten den Anlass für das Sammlerpaar, Martin Dislers "Kopf" (1986) und drei Aquarelle mit Figurenszenen aus demselben Jahr dem Lindenau-Museum zu schenken.
Martin Disler zählt zu den Schweizer Künstlern, die in den 1980er Jahren auch international sehr bekannt wurden. Die Präsentation seiner vier Zeichnungen ist verbunden mit einer Auswahl von knapp 20 Zeichnungen und Lithographien Gerhard Altenbourgs. Im Fokus stehen Köpfe und Figuren. Martin Disler beschäftigte sich in seinem Werk vielfach mit zwischenmenschlichen Beziehungen, Paaren, Köpfen. Am Ende seines Lebens malte er eine Reihe von Selbstbildnissen. Disler sagte über seine Figuren: "Meine Figuren müssen Träger des Menschen sein mit seiner Zwiespältigkeit: der Aggression und der absoluten Zärtlichkeit."
Dislers Darstellungen sind eher düster, sein "Kopf" fast gänzlich in Schwarz gehalten, die Figuren auf den Aquarellen nicht klar von einander unterscheidbar. In das Schwarz sind nur wenige Striche in Rosa, Weiß oder Blau gemischt. Die Szenen deuten eher auf Auseinandersetzungen als auf freundschaftliche Begegnungen hin.
Gerhard Altenbourg beschränkt sich in den Lithographien oft auf schwarze Umrisslinien und wenige Flächen, doch gibt es auch überraschend farbige Steindrucke. Die zwei großen, dichten Zeichnungen "Ah –, dieser Abend; Traum und Stirnauge: wieso" aus dem Jahr 1988 und "steigt auf ein Riesenhaupt" von 1981 zeigen die Vielfalt der von Altenbourg verwendeten Zeichenmaterialien und seinen ausgeprägten Sinn für eine fein abgestufte Farbigkeit.