Seit 1998 vergibt ein vom Lindenau-Museum berufenes Kuratorium alle zwei Jahre den Gerhard-Altenbourg-Preis. Olaf Holzapfel ist der erste Künstler einer mittleren Generation, der mit dem Gerhard-Altenbourg-Preis geehrt wird. Dr. Jennifer Allen beschreibt ihn im Katalog zur Ausstellung als einen "teilnehmenden Produzenten". Das heißt, Holzapfel erforscht nicht nur lokale Techniken, das Bild-Wissen von Regionen und Städten, sondern er übersetzt diese, oft in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern, in die bildende Kunst. Das Land als Motiv beschäftigt Holzapfel seit einigen Jahren, es steht für das außen liegende, das allgemeine andere, weniger fokussierte, dafür eigenwillige Terrain. Hier kann das Nachdenken über das Land, die Peripherie, als spiegelbildliche Reflexion zur Stadt gelesen werden.
Holzapfels Ausstellung "Die Technik des Landes" zeigt Fachwerkkonstruktionen, Bilder aus Stroh und Heu sowie zwei Filme über den Fachwerkbau. Die als "Lichtbilder" betitelten Wandobjekte aus miteinander verwobenen Heu-Seilen sind eine Adaption von Bauernritualen aus Niederschlesien. Für den Außenraum des Lindenau-Museums hat Olaf Holzapfel auf der Teehauswiese eine Holzkonstruktion, genannt "Holländische Mühlen", entworfen und mit Handwerkern aus dem Altenburger Land gebaut. Die Strohbilder spiegeln die Bedeutung eines universellen Materials wider. In Asien beschreibt dies ähnliche Bedeutungen des Lichts und der Ernte wie in Europa.
Die gezeigten Arbeiten bilden einen Kosmos, in dem sich das "Natürliche" mit dem "Konstruierten" trifft. Dabei wird deutlich, wie das vermeintliche Zentrum (etwa einer städtischen Architektur) immer auch auf den Techniken aus der Peripherie beruht. Um genau diese Übersetzungsarbeit, das Untersuchen bestimmter Raumkonzepte in ihrer formalen Qualität sowie ihrer lokalen Bedingtheit, geht es Holzapfel.
In verschiedenen Regionen konnte der Künstler lokale Produzenten überzeugen, aus ihren Traditionen mit ihm gemeinsam Kunst-Dinge herzustellen, etwa eine Holzkonstruktion, die kein Haus wird, sondern eine Skulptur, Stroh und Heu nicht als Baumaterial oder Dekor, sondern als Reflexionen auf Malerei und Abstraktion. Gelöst aus ihren funktionalen Zusammenhängen stellen "die Techniken des Landes" die Eigenschaften der Materie aus, die ihnen innewohnenden Handlungen, das Wissen, die Erinnerungen und deren lokale Ursprünge.