12.09.2007 - 28.10.2007
Eine Ausstellung im Rheinischen LandesMuseum Bonn des LVR in Zusammenarbeit mit der Casa Buonarroti Florenz und der Fondazione Palazzo Bricherasio Turin.
Die Ausstellung, die die Reihe Zeichenkunst des Rheinischen Landesmuseums fortsetzt, bietet die seltene Gelegenheit, sechs Zeichnungen Michelangelos im Original zu studieren. Im Zentrum steht eine der berühmtesten Zeichnungen Michelangelos, eine große Studie zu seinem verlorenen Ölgemälde Leda mit dem Schwan. Das Gemälde war ein Geschenk Michelangelos an den Herzog von Ferrara zum Zeitpunkt des Florentiner Aufstandes 1529 gegen die Herrschaft der Medici.
Neben dieser berühmten Studie, die einhellig als eines der schönsten und wichtigsten Stücke der graphischen Produktion Michelangelos anerkannt wird, stehen vor allem vier großformatigen Festungsentwürfe im Mittelpunkt: Sie werden zu den bedeutendsten Architekturzeichnungen des 16. Jahrhunderts gezählt. Die hohe Wertschätzung, die ihnen Michelangelo beimaß, zeigt sich in der Tatsache, dass er die vibrierenden Linien seiner Entwürfe eigenhändig nachzog und die Blätter anschließend lavierte.
Die Zeichnungen zeugen von Michelangelos intensiver Beschäftigung mit den neuen Anforderungen der Militärarchitektur. In ihrer zeichnerischen Expressivität geben sie darüber hinaus eindrucksvoll Zeugnis von Michelangelos persönlicher Situation
Der Künstler hatte sich gegen seine wichtigsten Auftraggeber, die Medici, entschieden und sich der aufständischen Heimatstadt Florenz als Festungsbaumeister zur Verfügung gestellt. Sein innerer Loyalitätskonflikt ist den gezeichneten Festungsmauern in ihrer Spannung zwischen „angreifendem Eindringen" und „verteidigendem Ausgreifen" (Horst Bredekamp) deutlich abzulesen.
So sind die Zeichnungen Michelangelos Ausdruck seiner Auseinandersetzung mit Macht und Gewalt und ergänzen damit die beiden anderen Ausstellungsprojekte des Rheinischen LandesMuseums Bonn in der zweiten Jahreshälfte 2007: Krieg und Frieden – Kelten Römer und Germanen (20.6.2007-6.1.2008)und Wolf Vostell –Meine Kunst ist der ewige Widerstand gegen den Tod (15.8.-25.11.2007), die beide das Thema aus unterschiedlicher historischer und künstlerischer Perspektive betrachten.
Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog von 186 Seiten mit zahlreichen Abbildungen.
