Mit dem umfassenden Blick auf die unkonventionellen Ideen der Architekten, Designer und Gestalter Bodo und Heinz Rasch setzt die Ausstellung das Werk der Brüder in ein aufschlussreiches Verhältnis zur jüngeren Architekturgeschichte.
Die frühen Architekturentwürfe der Brüder Heinz und Bodo Rasch (1902–1996 und 1903–1995) sind einzigartig in der Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts. Vor allem ihre Hängehaus-Konstruktionen, ihre Impulse zu Containerarchitekturen oder ihre Visionen luftgefüllter Gebäudehüllen waren es, die weit über ihre Zeit und deren Möglichkeiten hinauswiesen.
Darüber hinaus aber engagierten sie sich auch publizistisch für die Bekanntmachung des Neuen Bauens, begeisterten sich für eine moderne Grafik und Typografie und entwarfen Möbel oder ganze Inneneinrichtungen. Ausgehend von ihrer Zusammenarbeit mit Mies van der Rohe bei der Gestaltung einer Musterwohnung für die Stuttgarter Weißenhofsiedlung waren sie eng verwickelt in die höchst spannende Entstehungsgeschichte des Freischwinger-Stuhls. Vor allem Heinz Raschs Freundschaft mit dem niederländischen Designer Mart Stam hat hier ihre Spuren hinterlassen.
Erst in der Nachkriegsarchitektur aber spiegeln sich die Möglichkeiten der kühnen Visionen von Heinz und Bodo Rasch in all ihrer Tragweite. Sie lassen sich anhand ambitionierter Architekturprojekte seit den 1960er Jahren bis in die Gegenwart nachzeichnen: Entwürfe aus der Hand renommierter Architekten – aus Deutschland, Europa, Amerika bis Japan – setzen das kreative Potential dieser beiden Ausnahmegestalter in ein überraschend aktuelles Licht.
Wie weit diese Entfesselung des Blicks, die Überwindung eingefahrener Perspektiven des Konstruierens in die Gegenwart reicht, zeigen zudem ausgewählte zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler: Sie erobern spielerisch Neuland mit kühnen Raumverspannungen, Wolkengebilden und freien Konstruktionen. So entpuppt sich das reiche Erbe der Brüder Rasch als ein offener Denkraum über den Lauf der Geschichte hinweg.