14.02.2009 - 19.04.2009
Das MARTa Herford zeigt erstmals seit über 20 Jahren in Deutschland eine größere Werkgruppe des kanadischen Bildhauers Royden Rabinowitch. Die Ausstellung umfasst Boden- und Wandskulpturen aus Metall sowie eine Reihe großformatiger Zeichnungen, die in den 1990er Jahren entstanden sind. Dieses Ensemble wird außerdem von Skulpturen und Objekten aus den 1960er Jahren begleitet, die am Beginn seiner Karriere stehen und die in konzentrierter Form die Grundlage seines gesamten späteren Werkes anschaulich machen.
Royden Rabinowitch, geboren 1943 in Toronto, steht künstlerisch der Minimal Art nahe. Doch zunächst bricht er nicht so radikal wie seine amerikanischen Kollegen mit dem formalen Raum der klassischen Moderne, sondern er bezieht sich in seinen Frühwerken sogar ausdrücklich auf Pioniere der modernen Skulptur, wie Alberto Giacometti, David Smith oder Constantin Bancusi. Neben der Kunst befasst sich Rabinowitch aber auch mit Studien der Musik und der Naturwissenschaft. Diese bringen ihn zu der Überzeugung, dass sich die Gestalt der Realität, welche durch die Rationalität der Wissenschaft klar definiert wird, nicht mit dem sinnlich-körperlichen Erfahrungsraum vereinbaren lässt. Der Widerspruch zwischen Wissen und Erfahrung wird für ihn zum Thema einer intensiven, bis heute andauernden Auseinandersetzung und ist damit von entscheidendem Einfluss bei der Entwicklung seiner konsequenten Bildsprache.
Dem Betrachter zeigt sich dieses Werk einfach und rätselhaft zugleich: Einfach, weil sich die Elemente und Konstruktionen stets leicht erkennen und nachvollziehen lassen und rätselhaft, weil ihr Raum seltsam offen bleibt, ja sogar zu zerfallen scheint beim Versuch, ihn genau zu beschreiben. Rabinowitch selbst versteht seine Skulpturen und Zeichnungen als Choreographien für den Körper beziehungsweise für die Augen. Seine Werke sind stets das Ergebnis einfacher Kräfte und Bewegungen: Flache Bleche erschließen durch Biegung oder Faltung den Raum und folgen dabei immer wieder neuen Richtungen, Linien schwingen in immer ähnlichen, aber nie identischen Rhythmen. Royden Rabinowitchs Kunst lädt deshalb sowohl zu einer Betrachtung in Bewegung ein als auch zur Kontemplation.