04.09.2010 - 28.11.2010
In dieser umfassenden Ausstellung erscheinen die Schatten der Zeit nicht als harte Konturen oder alptraumhafte Visionen. Die Kunst, empfindlicher Seismograph für schwer fassbare Veränderungen, zeichnet eher das vielschichte und weniger düstere Bild einer diffusen Verunsicherung – mal visionär, mal ironisch gebrochen, bildmächtig und mit verblüffender Leichtigkeit. Große Installationen, Objekte, Malerei, Fotografien und Videos zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler treten in einen Dialog mit fünf herausragenden historischen Referenzen der letzten 150 Jahre.
Krise, welche Krise? Gute wie schlechte Ereignisse kommen, gehen oder werfen ihre Schatten voraus, ebenso wie die Flut von Informationen, Kommentaren und Vorhersagen, die sie begleiten – nur der gefühlte Takt scheint sich gerade zu beschleunigen. Dazwischen jedoch entsteht etwas, worüber Zeitungen, Fernsehen oder Internet nicht berichten, nämlich ein weit ausgreifendes Unbehagen, welches schwer zu beschreiben ist.
In einer umfangreichen Ausstellung erlaubt sich Marta Herford eine etwas andere Diagnose unserer Zeit. Dabei zeigt sich einmal mehr, wie die Kunst sensibel auf verdrängte oder schwer fassbare Veränderungen reagiert, ohne dabei sprichwörtlich schwarz zu malen. Wie ein empfindlicher Seismograph zeichnet sie selbst unterschwellige Veränderungen, Brüche und Verunsicherungen auf. Die so entstehenden Bilder liefern keine Erklärungen, aber sie geben den diffusen Gefühlen eine Form – beunruhigend und schön zugleich, faszinierend, rätselhaft und erhellend. Die Ausstellung »Unsichtbare Schatten« wagt einen Blick auf die vielschichtige Welt hinter den Oberflächen der Dinge.
Ein Blick in die Geschichte zeigt zudem, dass die bürgerlichen Gesellschaften der Moderne seit dem 19. Jahrhundert immer wieder solche Zustände der Veränderung und eine unsicher pendelnde Stimmung zwischen ungeklärter Vergangenheit, Fortschrittshoffnung und Zukunftsangst erlebt haben. Um dies erfahrbar zu machen, wird das breite Spektrum der aktuellen künstlerischen Arbeiten von fünf herausragenden Künstlern und historischen Momenten zwischen 1850 und 1985 begleitet. Glanzstück dieser Zusammenstellung ist Paul Klees legendäres Bild „Blau mantel“.
Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler
Mona Ardeleanu, Matthias Bitzer, Michaël Borremans, Mark Bradford, Baldur Burwitz, Nina Canell, Mircea Cantor, Martin Creed, Ronny Delrue, Elmgreen & Dragset, Andreas Exner, Andrea Fogli, Robert Gober, Mihai Grecu, Sabine Groß, David Octavius Hill & Robert Adamson, Teresa Hubbard & Alexander Birchler, Katharina Jahnke, Tom Jooris, Paul Klee, Max Klinger, Alicja Kwade, DeAnna Maganias, Kris Martin, Pia Maria Martin, Alois Mosbacher, Wilhelm Mundt, Óscar Muñoz, Olaf Nicolai, Navid Nuur, Olaf Quantius, Alexandra Ranner, Gerhard Richter, Michael Sailstorfer, Christian Schwarzwald, Norbert Schwontkowski, Tianhong Sheng, Jörn Stahlschmidt, Simon Starling & Superflex, Maiko Sugano, Susanne Tunn, Gavin Turk, Hannes Van Severen, Sandra Vásquez de la Horra, Sonja Vordermaier, Mark Wallinger, Weizenfeld