Das Max Ernst Museum Brühl des LVR zeigt vom 15. September bis 8. Dezember 2013 in der Ausstellung »Man Ray – Fotograf im Paris der Surrealisten« rund 150 fotografische Werke, darunter Klassiker und selten gezeigte Aufnahmen aus den Fotosammlungen führender Museen in Deutschland, Frankreich und den USA sowie aus zahlreichen Privatsammlungen. Die Auswahl folgt dabei der Suche Man Rays nach Ausdrucksmöglichkeiten, um die Fotografie in das Surreal-Fantastische zu erweitern.
»Ich bin kein Fotograf der Natur, sondern meiner Phantasie«, so betrachtete sich Man Ray (1890–1976) selbst und prägte unsere Vorstellung von dem, was Fotografie ist, entscheidend. Die experimentellen und suggestiven Gestaltungen des »großen Poeten der Dunkelkammer« (Jean Cocteau) machen ihn zu einem der wichtigsten Fotokünstler des 20. Jahrhunderts. Während er sich selbst hauptsächlich als Maler sah und auch als Objektkünstler oder Filmemacher arbeitete, ist er vor allem durch seine Fotografie weltweit berühmt geworden. Die 1920er und 1930er Jahre gelten als die produktivsten seines Schaffens. Deswegen wurde der Schwerpunkt der Ausstellung auf diese beiden Jahrzehnte gelegt. Im Paris des Dadaismus und Surrealismus entstanden im Kreise von Max Ernst, Marcel Duchamp oder Salvador Dalí bedeutende Arbeiten wie »Le Violon d’Ingres« von 1924 oder »Noire et blanche« von 1926. Sie sind Wegmarken der Befreiung der Fotografie aus ihrer dokumentierenden Abbildhaftigkeit.
Anfang der 1920er Jahre entwickelte Man Ray die sogenannten Rayografien, bei denen Gegenstände auf Fotopapier gelegt und belichtet werden. Mit dieser kameralosen Fotografie bannte der »Chemiker der Geheimnisse« (Georges Ribemont-Dessaignes) neue Sichtweisen auf unsere Wirklichkeit und erfand faszinierende Bilderwelten aus Licht und Schatten. Zur selben Zeit entstanden Porträts von Künstlern und Literaten der Pariser Szene sowie Aktdarstellungen, die Man Rays magische Lichtregie demonstrieren. Er nutzte insbesondere die Solarisation, die durch starke Überbelichtung im Entwicklungsprozess entsteht, als surrealistischen Verfremdungseffekt: Körper und Gegenstände erstrahlen wie in eine geheimnisvolle Aura getaucht. So konnte sich der »Lichtmaler« etwa mit seinem Bild »Primat der Materie über den Geist« um 1930 als Fotograf unter den Surrealisten behaupten und als bedeutender Fotokünstler etablieren.