Die Ausstellung "Falling Fictions" und die begleitende Publikation sind das Ergebnis einer Kooperation des me Collectors Room Berlin / Stiftung Olbricht mit der London Metropolitan University und der Whitechapel Gallery im Rahmen des Masterprogramms „Curating the Contemporary". Bereits zum vierten Mal lädt die Stiftung Olbricht junge KuratorInnen ein, ihren eigenen Blick auf die Olbricht Collection zu entwickeln und im Rahmen ihrer Abschlussarbeit eine Ausstellung im me Collectors Room Berlin zu realisieren.
Nachdem die drei vergangenen Ausstellungen um die Themen das Unheimliche, das Spiel und das Individuum als Wunderkammer kreisten, verwenden die drei jungen KuratorInnen Amy E. Brown, Alejandro Alonso Díaz und Rosie Snaith in „Falling Fiction" das Mittel der Metafiktion, um sich der Sammlung zu nähern.
Metafiktion ist ein eigentlich literarisches Werkzeug, eine Geschichte über das Schreiben einer Geschichte, das ihre LeserInnen aber gleichzeitig zu einem Teil der Geschichte macht. Im Ausstellungskontext ermutigt Metafiktion die BetrachterInnen gezielt, ihre eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen und so auf ihr Umfeld und die sie umgebenden Kunstwerke zu reagieren. Die Metafiktion ist für die drei jungen KuratorInnen somit eine Strategie sich den Objekten der Olbricht Collection zwischen Realität und Fiktion anzunähern und offenzulegen, wie sie Geschichten innerhalb von Geschichten verkörpern.
Ausgangspunkt für „Falling Fictions" ist ein Auftragstext des Künstlers und Autors Francesco Pedraglio. In seiner dreiteiligen Geschichte beginnt ein Objekt zu fallen; es fällt durch dreizehn Himmel und neun Unterwelten, bevor es schließlich auf der Erde zum Stillstand kommt. Während des Prozesses des Fallens verändert das Objekt in jeder Schicht seine Form, wird zu etwas anderem, und erhält so sowohl physisch als auch konzeptionell eine neue Bedeutung. Durch drei unterschiedliche Erzählstimmen – The Voice of the Room (die Stimme des Raumes), The Chorus (der Chor) und The Voice of the Night (die Stimme der Nacht)– gewinnt die Geschichte immer mehr an Geschwindigkeit und endet schließlich in einem Crescendo, das dem Aufprall eines Objekts auf dem Boden des Ausstellungsraums ähnelt, wo es in seiner endgültigen Form landet.