Mitten im winterlichen Wald stehen ein paar Hütten, die 3D-Kamera bewegt sich langsam durch diese Siedlung, sie lässt uns diesen Ort selbst erkunden. 39 Hütten, sieben Glockentürme, ein Dom. Die ver-schlungenen Wege sind mit Pflanzkübeln und Plastikblumen dekoriert, Torbögen tragen fromme Sprüche. Alexandra Vogt nimmt uns mit ihrem 3D-Video, und den mit den begleitenden Fotografien, mit in diese geheimnisvolle Welt, in eine Landschaft und in Architekturen, die direkter Ausdruck von Weltanschauung und Glauben sind. Ein Eremit hat sich vor über 30 Jahren hierher zurückgezogen und bereitet sich mit dieser ›Arche Mariens‹ auf die bald bevorstehende Apokalypse vor. Er grenzt sich ab von der Welt da draussen. Mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln baut er sich eine eigene Welt – ohne fliessend Wasser, ohne Strom und doch höchst artifiziell.
Im zweiten Teil der Ausstellung zeigt Alexandra Vogt neue Gemälde, denn sie ist eigentlich Malerin, was über die Fotografien, die Filme und Installationen oft etwas in Vergessenheit gerät. Die Bilder zeigen Gesichter und Frauengestalten. Alexandra Vogt schafft darin mit einfachsten Mitteln archetypische, maskenhafte Figuren. Kein überflüssiges Detail, wenig Farbe!
Die meisten dieser Bilder sind Übermalungen, und die Zeichnung des ursprünglichen Bildes bleibt darunter weiterhin sichtbar, so dass sich bei genauerer Betrachtung ein sehr viel feineres Bild ergibt als es zuerst den Anschein hat. Die Darstellungen sind geisterhaft und gemahnen bisweilen auch an Mariendarstellungen. In dieser Spiritualität liegt gewiss auch die Verbindung zu den dokumentarischen Arbeiten über die ›Arche Mariens‹. Es geht ihr um eine kreative Auseinandersetzung mit dem Unerklärlichen.
Alexandra Vogt (*1970 in Mussenhausen) studierte an der Akademie der Bildenden Künste, München, der Glasgow School of Art und an der Kungliga Konsthögskolan, Stockholm. Sie lebt und arbeitet in Kammlach.