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KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

MEWO Kunsthalle Memmingen


Bahnhofstr. 1
87700 Memmingen
Tel.: 08331 850 771
Homepage

Öffnungszeiten:

Di,Mi,Fr-So 11.00-17.00 Uhr
Do 13.00-19.00 Uhr

Soooooooooooo viele!!! Fotografien von Gruppen seit 1845

05.02.2012 - 05.08.2012
Die Ausstellung spannt einen Bogen von der Fotogeschichte des 19. Jahrhunderts bis zur zeitgenössischen Fotokunst unserer Tage. Den gezeigten Exponaten ist allen eines gemeinsam, sie präsentieren Menschen in größeren und kleineren Gruppen. Der deutsche Sprachschatz kennt unzählige Begriffe, mit denen solche Formationen bezeichnet werden: Aufmarsch - Bande - Chor - Defilee - Ensemble - Familie - Geschwader - Harem - Innung - Jury - Klüngel - Legion - Menschenkette - Nachhut - Orden - Prozession - Rudel - Seilschaft - Tross - Unmenge - Vorstand - Warteschlange - Zug..... Die Reihe ließe sich fortsetzten. In der Fotografie sind seit ihren Anfängen Mitte des 19. Jahrhundert eine Vielzahl solcher Formationen dokumentiert. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht damit der Mensch als Gruppe. Auffällig ist dabei zunächst die Vereinsfotografie. Sie diente in ihren vielfältigen Anordnungen, unterstützt von allerlei schmückenden Objekten, nicht zuletzt der Selbstdarstellung und Standesrepräsentation der bürgerlichen Gesellschaft. Als Muster ebenfalls geläufig ist die Familienfeier. Hier kommt man zusammen, tauscht sich aus und das Gruppenbild hat Erinnerungscharakter, wirkt als visueller Verstärker der Verwandtschaftsbande. Ähnliches lässt sich bei Tischrunden erkennen, ein kommunikativ-demonstrativer Ort par excellence. Ein Akt individueller bis nationaler Selbsterkenntnis scheint auch die Gruppierung um Denkmäler zu sein. Selbstredend spielt bis heute der Sport im Gruppenbild eine große Rolle. Auch wenn sich dabei die verordnete Strenge etwas gelockert hat, die Fotografie bleibt Mittel der magischen Selbstvergewisserung. Ähnliches gilt für die überaus traditionsreiche Schulklassenfotografie und die Vielzahl der abgebildeten Militärszenerien. Gerade bei letzteren demonstriert sich Masse und Macht im Grad von Gleichschritt und Uniformierung. Dass der Mensch als beweglicher Pixel gebraucht werden kann, um Bedeutung herzustellen, führen uns bis heute die Darbietungen olympischer Eröffnungsfeiern vor Augen. Auch die Werbewirtschaft macht sich solche Strategien zu eigen. In der Fotografie der Gegenwart dokumentieren sich nicht selten zufällige, auch inhomogene Gruppen. Sei es die Masse der Konzertbesucher oder eine Solidargemeinschaft auf Demonstrationen und in Menschenketten. Hier ist es oft nur der gewählte Bildausschnitt, der die Gruppe konstituiert und sie zu einer eigenen Wirklichkeit werden lässt. Die Ausstellung basiert auf den privaten Schätzen von 12 Schweizer Sammlern und dem Archiv der Stadt Memmingen. Dazu gesellen sich 24 zeitgenössische Positionen in Buch und Fotoserien. Für die Konzeption der Ausstellung wurde der Schweizer Fotohistoriker Dr. Fritz Franz Vogel gewonnen. Dr. Vogel ist in unserem Hause kein Unbekannter, schon bei den Ausstellungsprojekten zu Wang Qingsong, Wilhelm v. Gloeden und der letztveranstalteten ABC-Schau war er vom inzwischen ausgeschiedenen Kunsthallenleiter Prof. Dr. Kiermeier-Debre als Co-Kurator eingebunden worden. Herr Dr. Vogel hat in den vergangenen Monaten die privaten Schätze von Sammlern ebenso zusammengetragen wie Leihgaben zeitgenössischer Künstler, die sich der Gruppenfotografie als Kunstform verschrieben haben. Auch Stücke aus dem Fotosammlung des Stadtarchivs und des Stadtmuseums haben Eingang in die Schau gefunden. Hinzu kommt eine Katalogpublikation, die dem Projekt, auch über die Besucherfrequenz hinaus, Resonanz verschaffen wird.

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