Was haben ausgetretene Stoffturnschuhe mit den Comics eines dänischen Architekturkollektivs zu tun? Was sagt es über den Bewusstseinszustand einer Gesellschaft aus, wenn in den Vorgärten Buddhafiguren die Gartenzwerge verdrängen? Und wie formieren sich Emotionen, wenn sie mit grimmigen, weinenden und küssenden Icons über Smartphones vermittelt werden?
›Und ich? Eine Ausstellung zum Thema Massenkultur‹ regt mit Beispielen aus Kunst, Architektur und Alltagspraxis dazu an, einen neuen – und durchaus wertschätzenden – Blick auf die gegenwärtige Massenkultur zu richten. Statt den meist negativ konnotierten Begriff der Masse ein weiteres Mal zu denunzieren und die üblichen Assoziationen wie Standardisierung, Normierung und Anonymität zu bedienen, zeigt sie, wie Massenkultur eben auch Teilhabe ermöglicht, wie sie Vorstellungen von Individualität entwirft und für jede Demokratie ganz offen sichtlich unverzichtbar ist.
›Und ich?‹ erkundet fünf Themenfelder, um der Frage des Ichs in der Masse nachzugehen. Die Video-projektion Sieben bis Zehn Millionen von Stefan Panhans etwa bietet einen rasanten, verstörenden Einblick in gegenwärtige konsumistische Selbstreflexionen. Daneben bekennt sich das dänische Architekturkollektiv BIG mit seinem Slogan »Yes is More« auf mitreißende Weise zu einer positiv und futuristisch aufgeladenen Massenkultur, in der Nachhaltigkeit und Hedonismus nicht länger als Widerspruch gelten müssen. Den drei Aspekten der Kommunikation, Mode und Selbstsorge geht die Ausstellung in Form partizipativer Projekte auf den Grund. So erweist sich ein global verbreiteter Stoffschuh, der Chuck von Converse, als Ausdruck individueller Selbstgestal-tung. Auch die massenhafte Nutzung von Emoticons wird als Phänomen der atmosphärischen Codierung von Kommunikation erfahrbar. Und schließlich wird gezeigt, wie spirituelle Praktiken aus Fernost, wie Therapie und Wellnesskultur millionenfach einen Weg zum eigenen Ich eröffnen. Statt die Ressentiments gegenüber der Massenkultur zu bedienen, lädt die Ausstellung dazu ein, die Praktiken gegenwärtiger Massenkultur zu reflektieren, ihren Beitrag zur Herstellung des Gemeinwesen zu erkunden und die Bedeutung der Massenkultur für heutige Ich-Entwürfe unvoreingenommen in den Blick zu nehmen.