28.10.2011 - 29.01.2012
Das MKM präsentiert In seiner großen Herbstausstellung den Düsseldorfer Künstler Ulrich Erben. Seit über 40 Jahren ist er einer der wichtigsten deutschen Vertreter der Farbfeldmalerei. "Geradezu genial versteht es der Künstler, mit seinen Farbkompositionen den Räumen, in denen seine Werke zu sehen sind, ganz neue Dimensionen zu verleihen. Die Arbeiten setzen räumliche Gestaltungsprozesse in Gang, die die umgebende Architektur zu wandeln scheinen", so Direktor Walter Smerling. Von entscheidender Bedeutung für die Konzeption der Ausstellung ist daher der Bezug der Bilder Erbens zur Architektur des MKM von Herzog & de Meuron. Hier werden die fundamentale Bedeutung von architektonischen und geometrischen Motiven und das Gespür für Proportionen und Gewichtungen im Werk des Malers offenbar.
In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler zeigt das MKM eine umfangreiche Werkschau von Ulrich Erben, darunter frühe, noch durch Landschaftsmotive geprägte farbige Arbeiten aus den 1960er Jahren, weiße Bilder der 1970er und Papierarbeiten, die sich aus vielen Einzelarbeiten zu wandfüllenden Kompositionen zusammenfügen. Diese stehen im Dialog zu einer großen, raumbezogenen Wandarbeit, die Ulrich Erben als temporäres Werk eigens für die Ausstellung im MKM ausführen wird. Neben einem Lichtobjekt-Raum werden zudem großformatige Leinwände aus verschiedenen Schaffensphasen gezeigt, u.a. aus dem Siria-Zyklus, der nach Eindrücken des Künstlers in der syrischen Wüste entstanden ist.
Licht und Farbe, Form und Raum sind die Themen der Malerei von Ulrich Erben. Seine Bilder haben einen geometrischen Grundaufbau, der durch die Farbe aufbricht, seine Grenzen verliert und immateriell wird. Erbens Farben sind dabei nicht beherrscht, sondern aktiv. Sie dominieren über ihre Form und reagieren miteinander. Sie steigern oder irritieren sich gegenseitig in ihrer Wirkung, wodurch auch die Bildfläche räumlich wirksam wird: Einige Farbzonen scheinen zu schweben und sich vom Bildgrund abzuheben, andere dehnen sich optisch in die Tiefe hinein aus. Die Malerei macht hier Sehprozesse bewusst, die im Auge des Betrachters ablaufen.
Bekannt wurde Ulrich Erben in den 1970er Jahren mit seinen weißen Bildern. Im damaligen Kunstgeschehen der analytischen Malerei zugeordnet, nehmen seine Werke eine Sonderstellung ein, denn sie sind eigentlich nicht als monochrom zu bezeichnen. Erben verwendet Weiß in unterschiedlichen Abtönungen als farbneutralen Helligkeitswert, mit dem er geometrische Strukturen gestaltet, die in ihrer Wirkung visuell irritieren. In konsequenter Fortentwicklung seines Werkes entstehen auch Lichtobjekte und verschiedene Bildserien in starker Farbigkeit, die zum Teil auf wechselnden Stimmungen und Eindrücken unterschiedlicher Landschaften beruhen.
Erbens Bilder vermitteln teils sensible, meditative, teils kraftvolle Farberlebnisse, für die der Betrachter Zeit aufwenden muss. Die auf den ersten Blick einfachen geometrischen Formen verlieren ihre Eindeutigkeit durch die nicht eindeutige, wandelbare Farbigkeit.
Ulrich Erben wurde 1940 in Düsseldorf geboren. Er ist in Italien aufgewachsen und hat an den Akademien in Hamburg (Zeichnung), Urbino (grafische Techniken), Venedig (Fresko und Malerei), München (Malerei) und Berlin (Malerei) studiert. Von 1980 bis 2005 war Erben Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf, Abteilung Kunsterziehung Münster (heute Kunstakademie Münster). Erben hatte zahlreiche Museumsausstellungen im In- und Ausland und war u.a. Teilnehmer der documenta 6 (1977) in Kassel. Seit 1966 ist er mit der Schriftstellerin Ingrid Bachér verheiratet und lebt und arbeitet in Düsseldorf und in Bagnoregio bei Rom.