19.07.2008 - 21.09.2008
Die Fotografische Sammlung im Museum Folkwang, Essen zeigt vom 19. Juli bis 21. September 2008 unter dem Titel "Frankierte Fantastereien. Das Spielerische der Fotografie im Medium der Postkarte“ über 500 Fotopostkarten aus den Sammlungen von Gérard Lévy und Peter Weiss sowie ausgewählte Werke von u.a. Jean Arp, Herbert Bayer, Salvador DalÃ, Max Ernst, André Kertész, El Lissitzky, René Magritte, Joan Miró, Pablo Picasso und Man Ray. Die Ausstellung befasst sich mit der Fotopostkarte, die noch vor der illustrierten Presse oder dem bebilderten Buch der erste Träger für die massenhafte Verbreitung der Fotografie war. Mehrere Publikationen und Ausstellungen zum Thema der medialen Popularisierung von Fotografie stießen in den letzten Jahren auf großes Publikumsinteresse und führten die Geschichte und das Verständnis der frühen Fotografie weiter.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Fotomuseum Winterthur und dem Jeu de Paume/ Hôtel Sully, Paris. Das Museum Folkwang ist die einzige Ausstellungsstation in Deutschland.
Ab 1900 verzeichnete die Ansichtskarte einen gewaltigen Erfolg. Parallel zu Stadt- oder Dorfaufnahmen veröffentlichten die Herausgeber unter dem Sammelbegriff «Fantasie-Postkarten» auch unterhaltsamere Bilder: Glückwunsch- oder 1. April-Karten, in Bild umgesetzte Sprichwörter, imaginäre, komische oder auch erotisierende Szenen. Um diese visuellen Kuriositäten zu gestalten, griffen die für die Verleger tätigen Fotografen zu einer ganzen Palette technischer Kunstgriffe – Montage, Doppelbelichtung, optische Verzerrung, Grossaufnahme usw. – die bei den Fachleuten gut, beim breiten Publikum aber noch recht wenig bekannt waren. Diesen ungemein spielerischen Umgang mit dem Bild, den die Postkartenindustrie in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts an den Tag legte, will die Ausstellung präsentieren und diskutieren.
Die blühende visuelle Fantasie, die die allgemeine Begeisterung für Postkarten auslöste, blieb nicht ohne Wirkung auf die Fotografie der Zeit, wie sie in den Kreisen der Amateur- und Berufsfotografen, aber auch im Feld der Kunst praktiziert wurde. Paul Éluard, André Breton, Salvador Dalà und weitere Künstler der 1920er und 1930er Jahre sammelten Fantasiepostkarten. Hannah Höch, Herbert Bayer, Man Ray, um nur einige zu nennen, benutzten sie als Material und als Modell für ihre eigenen Werke. Vielleicht waren diese Postkarten, wie Paul Éluard es damals vermerkte und wie es Frankierte Fantastereien «Kleingeld der Kunst», jedoch vermochte dieses Kleingeld manchmal die «Vorstellung von Gold» zu vermitteln.
Die Ausstellung präsentiert über 500 Postkarten – als Projektionen, in Vitrinen und Rahmen – aus den Kollektionen von Gérard Lévy und Peter Weiss sowie ausgewählte Werke von Jean Arp, Johannes Theodor Baargeld, Giacomo Balla, Oscar Dominguez, Herbert Bayer, Hans Bellmer, Erwin Blumenfeld, André Breton, Paul Citroën, Salvador DalÃ, Robert Desnos, Marcel Duchamp, Paul Éluard, Max Ernst, Hannah Höch, Georges Hugnet, André Kertész, Gustav Kluzis, El Lissitzky, Dora Maar, René Magritte, Joan Miró, Meret Oppenheim, Roland Penrose, Pablo Picasso, Man Ray, Alexander Rodtschenko, Grete Stern, Maurice Tabard, Sophie Taeuber-Arp, Yves Tanguy u.a.