25.04.2008 - 06.07.2008
Die Ausstellung präsentiert Bilder des Fotografen und langjährigen Lehrers an der Essener Folkwangschule für Gestaltung Otto Steinert (1915–1978). Die zwischen 1948 und 1956 in Paris entstandenen Aufnahmen zeigen, wie sich die Arbeitsweise des Fotografen angesichts der dort beobachteten Orte und Situationen veränderte. Strukturen der Stadtarchitektur und die Dynamik des städtischen Lebens regten Steinert dazu an, eine spezifisch fotografische, abstrahierende und experimentelle Formensprache zu entwickeln, für die er später den Begriff subjektive fotografie prägte. Berühmt geworden sind Steinerts in Paris entstandene Bewegungsstudien; Appell, Ein-Fuß-Gänger und die Luminogramme zählen heute zu den bekanntesten Bildern des Fotografen. Zusammen mit der gleichzeitig im Museum Folkwang stattfindenden Ausstellung Robert Frank. Paris lädt Pariser Formen. Otto Steinert zu einem vergleichenden Sehen ein, zu einem Blick auf die unterschiedliche Wahrnehmung der französischen Metropole nach dem 2. Weltkrieg. Die Ausstellung erschließt ein neues Kapitel der Fotografie Steinerts und zeigt bislang unveröffentlichte Arbeiten aus dem Nachlass des Fotografen, der in der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang bewahrt wird.
Steinerts Paris-Bilder entstanden in seiner Zeit als Lehrer an der Staatlichen Saarländischen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken. Die geografische Nachbarschaft und die damals auch politische Nähe zu Frankreich ermöglichten es dem Fotografen, mehrmals nach Paris zu reisen. Er fotografierte auf den Straßen, Plätzen und Parkanlagen der Stadt, anfänglich fand insbesondere das alltägliche Treiben auf den Flohmärkten sein Interesse.
Zunächst fotografierte Steinert im Stil einer Reisereportage, später jedoch konzentrierte er sich auf das komponierte Einzelbild. Die gefundenen und beobachteten Sujets betrachtete er zunehmend als „Rohmaterial“ und Ausgangspunkt seiner Vorstellung von einem autonomen fotografischen Bildes. Die entstandenen Bilder von Menschen und Fahrzeugen erscheinen aufgrund von Bewegungsunschärfen oft fremd und unwirklich. In den Mehrfachbelichtungen und so genannten Luminogrammen (Lichtzeichnungen) Steinerts ist der Aufnahmeort gänzlich in die Abstraktion überführt, als wäre nicht mehr die Beobachtung sondern die Konstruktion des Bildes das Entscheidende seines fotografischen Interesses.