Über die Ausstellung wurde bereits im Vorfeld kontrovers berichtet. Es ging dabei um Klahns politische Positionierung in den 1920er Jahren und während der NS-Zeit, der im Katalog zur Ausstellung gleich der erste Aufsatz der Biografie Erich Klahns gewidmet ist. Diana Friz benennt darin alle relevanten Fakten und verweist auf weiter führende Literatur. Auch im Auftaktraum der Ausstellung setzt sich ein Saaltext mit der Frage, wer Erich Klahn war, auseinander.
Erich Klahn ist einer der Unzeitgemäßen unter den Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er schuf Gemälde und Aquarelle, war Zeichner und Glasmaler und entwarf Bild- und Ornamentteppiche ebenso wie Emaillearbeiten und all dies mit sowohl christlichen als auch profanen Themen und Motiven. Diese Ausstellung ist seinem umfangreichsten bildkünstlerischen Werk, den Aquarellen zu Charles de Costers Ulenspiegel, gewidmet. Erich Klahn schuf über mehrere Jahrzehnte in zwei Schaffensphasen (1935-1947 und 1977-1978) 1312 Aquarelle zu dieser literarischen Vorlage des 19. Jahrhunderts. Der Belgier Charles de Coster, Sohn eines Flamen und einer Wallonin, hatte in seinen 1867 veröffentlichten Ulenspiegelroman Teile der aus dem Mittelalter überlieferten Geschichten Till Eulenspiegels übernommen. Doch ließ er seinen Ulenspiegel im Flandern des 16. Jahrhunderts im 80-jährigen Krieg der Niederländer gegen die Spanier auftreten. Er beschreibt Ulenspiegels Kampf für die Freiheit und Menschlichekit gegen die Schreckensherrschaft der spanischen Inquisition, gegen das System der Denunziation, Verfolgung, Folter und Hinrichtung. Klahn beschäftigte sich seit der Mitte der Zwanziger Jahre intensiv mit der flämischen Kultur. 1929 unternahm er ein Reise nach Flandern. In den Landschaftsaquarellen dieser Reise erschienen bereits Motive und auch Darstellungsmuster, auf die er dann in den Ulenspiegel-Illustrationen oft zurückgriff. Wahrscheinlich wurde Erich Klahn bereits in dieser Zeit mit dem Ulenspiegel-Roman de Costers vertraut. Erst 1932 erwarb er die von Karl Wolfskehl übersetzte deutsche Ausgabe des Romans. Sie war über viele Jahre sein "Arbeitsbuch", bis sie durch ein Unglück in der Werkstatt anbrannte. Die Aquarelle zum Ulenspiegel sind ein ungewöhnliches zeichnerisches Œuvre höchster Qualität mit vielfältigen Vernetzungen in die Kunst- und Zeitgeschichte. in Zeichnungen bereitete Erich Klahn seine künstlerischen Kommentare der Szenen vor, richtete sein Augenmerk auf kleinste Sequenzen des Handlungsablaufs oder löste sich mit seinen Bildsznen auch vom Tetx. So entstand ein monumentales Illustrationswerk. Klahns Aquarelle sind nicht im eigentlichen Sinn Illustrationen, die der Erzählung ider Verbildlichung eines Textes dienen. Es sind vielmehr eigenständige Übertragungen der Dichtung in die Kunst. Rund 300 Aquarelle zum Ulenspiegel und zeichnerische Vorarbeiten werden gezeigt, ergänzt durch thematisch zugehörige großformatige Arbeiten des Künstlers.