Künstler sind zu wahren Transitreisenden innerhalb einer globalen Kunstwelt voller mondialer Transferprozesse geworden, die ihre Inspiration in den schier grenzenlosen Kommunikationsmöglichkeiten finden. Der Schritt in die Fremde, das Verlassen bekannter Gefilde oder der eigenen Heimat ist jedoch kein reines Phänomen der heutigen Zeit. Schon die Werke vorangegangener Künstlergenerationen sind von Bewegungsprozessen geprägt, die einen fruchtbaren kulturellen und künstlerischen Austausch eingeleitet haben. Besonders mit Beginn des 19. Jahrhunderts – einer Zeit, in der das Reisen und damit das Überwinden von Ländergrenzen durch technischen und gesellschaftlichen Fortschritt zur Selbstverständlichkeit geworden ist – lässt sich eine bewusste ästhetische Auseinandersetzung mit fremden Kulturen, jenseits allen wissenschaftlichen Interesses, konstatieren.
In der Ausstellung wird exemplarisch dem Schritt der Künstler in die Fremde in drei unterschiedlichen Themenschwerpunkten nachgespürt.
Zum einen dem freiwilligen Reisen, das in Gestalt von Ausbildungs- und Studienreisen der Entdeckung fremder Welten, der Rückbesinnung auf die Ursprünglichkeit und vor allem der Erweiterung des eigenen künstlerischen Horizonts diente.
Zum anderen ist es der aus politischen, wirtschaftlichen oder weltanschaulichen Gründen zumeist erzwungene Gang ins Exil oder die Emigration, der selbst in der unfreiwilligen Fremderfahrung eine gewisse Akkulturation mit sich brachte.
Der Schritt in die Fremde war jedoch nicht unweigerlich mit einer tatsächlichen körperlichen Bewegung, dem wirklichen Verlassen eines Ortes verbunden, sondern zeigte sich in Zeiten persönlicher und gesellschaftlicher wie politischer Krisen bei einigen Künstlern auch als Rückzug in sich selbst, quasi als ein Prozess der „inneren Emigration“.
Die Ausstellung zeigt Werke aus dem Bestand der Graphischen Sammlung des Museums der bildenden Künste Leipzig.