Nach "Klebeband und Künstlerbuch" rückt anlässlich der Leipziger Buchmesse 2013 das fotografisch illustrierte Buch in Gestalt dreier Werke der Fotografin Evelyn Richter in den Mittelpunkt: "David Oistrach. Ein Arbeitsporträt" (Berlin 1973), "Paul Dessau. Aus Gesprächen" (Leipzig 1974) und "Entwicklungswunder Mensch" (1. Auflage Leipzig 1980). Das sogenannte Fotobuch zählt zu den herausragenden Medien der künstlerischen Fotografie und erhält seit einigen Jahren in Fachwelt und Öffentlichkeit gleichermaßen die verdiente Aufmerksamkeit.
Die drei zwischen 1973 und 1980 entstandenen Fotobücher von Evelyn Richter stellen fotografisch wie gestalterisch hervorragende Beispiele der zeitgenössischen Buchproduktion dar. Dabei bildet das Medium Fotobuch gewissermaßen die konsequente Fortführung und die ideale Ausdrucksform ihrer fotografischen Arbeitsweise. Denn Richter, die Anfang der 1950er Jahre im Rahmen ihres Fotografiestudiums an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst auch Unterricht in Buchgestaltung erhalten hatte, hat ihr Werk von Beginn an auf die gezielte Kombination mehrerer, konzeptuell eng verbundener Einzelbilder hin angelegt. Für die Monografie über David Oistrach arbeitete sie eng mit dem Leipziger Buchgestalter, Typografen und langjährigen Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Walter Schiller (1920–2008) zusammen. Das Buch über Paul Dessau gestaltete sie gemeinsam mit Horst Schuster (*1930), dem technischen und künstlerischen Leiter im VEB Verlag der Kunst Dresden und späteren Professor an der dortigen Hochschule für Bildende Künste. Beide Titel basieren auf umfangreichem Bildmaterial, das die Fotografin über Jahre hinweg in Proberäumen, Konzertsälen, seltener im privaten Umfeld der beiden Musiker aufgenommen hat. Das dritte Fotobuch "Entwicklungswunder Mensch" ist zwischen 1980 und 1989 in insgesamt vier Auflagen im Leipziger Urania-Verlag erschienen. Der ungewöhnlich fortschrittliche Text des Entwicklungspsychologen Hans-Dieter Schmidt beschäftigt sich mit der frühkindlichen Entwicklung von der Geburt bis zum Eintritt in das Schulalter. Anders als im Falle der beiden Musiker-Monografien verwendete Richter für das Entwicklungswunder neben eigenen Aufnahmen auch Bilder von anderen Fotografen, darunter solche von namhaften Kollegen wie Ursula Arnold, Sibylle Bergemann, Christian Borchert, Margit Emmrich und Helga Paris.