Zum 250-jährigen Jubiläum der Hochschule für Grafik und Buchkunst präsentiert das Museum der bildenden Künste Leipzig eine Auswahl von Gemälden und Grafiken aus der eigenen Sammlung von Künstlerinnen und Künstlern, die seit 1947 an der Hochschule gelehrt haben. Die Auswahl von Werken konzentriert sich auf die Lehrenden der Abteilung Malerei und Grafik, wobei einzelne Positionen aus anderen Fachrichtungen mit aufgenommen wurden. Im Blickfeld steht die künstlerische Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden, die häufig wieder zu Lehrenden wurden. Mit diesem Ansatz werden verschiedene Phasen und Schwerpunkte der Hochschule dargestellt, Kontinuitäten und Brüche der künstlerischen Auffassungen und Lehre aufgezeigt. Die Ausstellung spiegelt über die Entwicklung verschiedener künstlerischer und gesellschaftlicher Positionen hinaus auch ihre institutionelle und damit auch öffentliche Rezeption in einem der wichtigsten Kunstmuseen der damaligen DDR und der neuen Bundesländer. Dabei lagen in der Ankaufstätigkeit des Museums die Schwerpunkte auf der Malerei und Grafik der sogenannten Leipziger Schule, während das Fehlen wichtiger historischer und zeitgenössischer Positionen etwa aus den Bereichen Fotografie und Medienkunst festzustellen ist.
Im Spannungsfeld von künstlerischer Selbstbehauptung und gesellschaftlicher Anpassung sind Arbeiten von der frühen Nachkriegszeit bis zur Gegenwart zu sehen. Während die späten 1940er Jahre geprägt waren durch eine kurzzeitige Öffnung hin zur Vorkriegsmoderne, wurden die 1950er Jahre überschattet von den Formalismusdebatten und den doktrinären Irrungen des Bitterfelder Weges. Gerade an der Hochschule wirkten sich diese Debatten negativ aus, da diese durch den offiziellen Wunsch, in Leipzig die Kaderschmiede einer Kunst des Sozialistischen Realismus zu etablieren, im Fokus der kulturpolitischen Auseinandersetzungen stand. Während die Hochschule sich traditionell mit den Schwerpunkten der angewandten und künstlerischen Grafik und der Fotografie auf hohem Niveau identifizierte, wurde die Malerei in den 1960er Jahren dann durch die Etablierung einer selbständigen und von kulturpolitischen Debatten stärker unabhängigen Malereiklasse gezielt aufgewertet. Aufgrund des Erfolgs der sogenannten Leipziger Schule und des Aufstiegs der Hochschule zur vielleicht wichtigsten Ausbildungsstätte einer Kunst im Sozialismus genossen die Leipziger Künstlerinnen und Künstler seit den 1970er Jahren nicht nur innerhalb der DDR, sondern auch international große Anerkennung, von der auch die jüngere Generation profitierte. Die produktive und bisweilen auch experimentelle Phase der späten 1970er und der 1980er Jahre stehen unter dem Vorzeichen relativer Freiräume und zugleich scharfer Beobachtung der Hochschule durch offizielle Stellen. Nach der Wende 1989 kommt es zu einer Neuorientierung beziehungsweise Aufnahme eines erweiterten Kunstbegriffs in der Lehrtätigkeit und damit zusammenhängend auch einer Hinwendung zu den neuen Medien und intermedialen Ansätzen. Parallel dazu erhält Ende der 1990er Jahre die Kunststadt Leipzig erneut eine hohe Attraktivität und Bekanntheit durch die Etablierung einer ‚Neuen Leipziger Schule’ der Malerei, von der sich heute viele Künstlerinnen und Künstler frei sagen und eigene Wege beschreiten.
Die Werke in der Ausstellung kommen sowohl aus dem eigenen Bestand des Museums als auch aus der bedeutenden Dauerleihgabe ostdeutscher Kunst der Peter und Irene Ludwig-Stiftung, die dem Museum aus dem Bestand des Ludwig Institut für Kunst der DDR in Oberhausen 2009 übertragen wurden.