Wie kaum ein anderes reflektiert Balthasar Burkhards Werk die Selbsterfindung eines Fotografen und berichtet von der künstlerischen Karriere des Mediums Fotografie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die 150 Werke und Werkgruppen umfassende Retrospektive Balthasar Burkhard ist die erste große museale Würdigung Burkhards in Deutschland und zeichnet das facettenreiche Schaffen des Schweizer Fotografen etappenweise nach. Den Kern seines künstlerischen Schaffens bilden Monumentalität, Fragmentierung und die Überschreitung des Mediums Fotografie durch die Übertragung eines zweidimensionalen Bildes in raumgreifende Installationen.
Die Schwarz-Weiß-Fotografie erlernt Burkhard in den 1960er Jahren in der Lehre bei Kurt Blum, einem der bekanntesten Schweizer Fotografen seiner Generation. Burkhard knüpft Kontakt zur vitalen Berner Kunstszene dieser Jahre und wird Wegbegleiter des wegweisenden Kurators Harald Szeemann, an dessen Seite er unter anderem die documenta von 1972 festhält. Erstmals sind Burkhards Fototagebücher dieser Zeit in einer umfassenden Zusammenschau zu sehen. Vom Chronisten der Kunstwelt emanzipiert sich Balthasar Burkhard bald selbst als Künstler: mit Markus Raetz entwickelt er 1969/70 erste eigenständige Werke als großformatige Fotoleinwände.
Weitere Tableaus auf Leinwand entstehen in den 1970er Jahren in Chicago, wo Balthasar Burkhard einen Lehrauftrag an der University of Illinois übernimmt.
Anfang der 1980er Jahre kehrt Burkhard zurück in die Schweiz, wo seine Werke in heute legendären Ausstellungen in der Kunsthalle Basel (1983) und im Musée Rath (1984) gezeigt werden. Die Auseinandersetzung mit dem Körper – als menschliche Landschaft oder als Fragment – nimmt fortan einen großen Stellenwert in seiner Arbeit ein. In der Retrospektive wird Burkhards Werkgruppe der Akte und Körperfragmente, anhand des erhaltenden Materials in Form von Studien und Skizzen und mit Hilfe von Nachdrucken, wieder sichtbar.
Das Spätwerk des Fotografien, das Architekturfotografie ebenso umfasst wie Luftaufnahmen von Städten und Wüsten sowie Pflanzenstudien im Stil des 19. Jahrhunderts bilden den Schlusspunkt der Ausstellung.