Die Ausstellung der Wüstenrot Stiftung im Untergeschoss des Museum Folkwang zeigt die Arbeitsergebnisse der Dokumentarfotografie Förderpreise 11. Die Arbeiten von Susanne Hefti, Alina Schmuch, Andrzej Steinbach und Malte Wandel stehen exemplarisch für die methodische Vielfalt und die inhaltlichen Interessen einer jungen Generation von FotografInnen, die sich mit der politischen und sozialen Verfasstheit unserer Welt auseinandersetzen. Dabei geht es um drängende Fragen unserer Zeit, um Geschichte und Gegenwart von Migrationsbewegungen und um die politischen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts, die sich im Bild europäischer Städte ablesen lassen sowie um die Frage, was der Habitus eines Menschen über seine Identität verrät.
Susanne Hefti
In ihrer Multimedia Installation Kosovo – A Truly Non-Affirmative Research beschäftigt sich Susanne Hefti (geb. 1984, lebt in Zürich) mit den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen des Kosovo-Konflikts. In ihrer Arbeit widmet sie sich den Konsequenzen, die die überstürzte Einführung des Kapitalismus und die Liberalisierung der Märkte nach dem Zerfall Jugoslawiens für die Gesellschaft des Kosovo bedeuten. Ihre Aufnahmen von nur scheinbar gewöhnlichen Tankstellen am Straßenrand sind Symptom und Schauplatz dieser Verwerfungen.
Alina Schmuch
Für ihr Filmprojekt We Can besuchten Alina Schmuch (geb. 1987, lebt in Berlin) und ihre Projektpartnerin Franca Scholz (geb. 1988, lebt in Düsseldorf) mehrere Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge in Deutschland. Der Dokumentarfilm zeigt die Leere vor der Ankunft von Geflüchteten, temporäre Unterkünfte, Umnutzungen von historischen Gebäuden, aber auch die Gespräche unterschiedlicher Gruppen, die sich zu dem Thema positionieren. So liefert die Arbeit ein nüchternes und schlichtes Zeitdokument zu einer der größten Herausforderungen für die Bundesrepublik in der jüngsten Zeit.
Andrzej Steinbach
Den Titel Gesellschaft beginnt mit drei entlieh Andrzej Steinbach (geb. 1983, lebt in Berlin und Leipzig) einem gleichnamigen Essay Ulrich Bröcklings. Darin plädiert der Soziologe dafür, Gesellschaft als Triade, also Beziehung von mindestens drei Beteiligten zu verstehen. In seinen 35 Portraits abstrahiert Steinbach Posen, Kleider, Gestik und Mimik von drei Personen und setzt sie immer wieder neu zusammen. Die Arbeit hinterfragt so Repräsentationsformen, Identitätskonstruktionen, Beziehungen, Hierarchien und Prinzipien sozialer Kodizes.
Malte Wandel
Mit der Geschichte afrikanischer DDR-Vertragsarbeiter und deren Schicksal nach der Wende 1989 beschäftigt sich Malte Wandel (geb. 1982, lebt in München) seit über zehn Jahren. Für Sarah, Miguel und Jamal begleitete er in den vergangenen zwei Jahren drei Nachkommen mosambikanischer Vertragsarbeiter. Auf eine sehr persönliche Art dokumentiert die Arbeit Spuren ihrer Existenz. Sie gewährt einen Blick auf ein unerschöpfliches und sich ständig erweiterndes Konvolut an Porträts, Familienbildern, Briefen, Dokumenten und diversen Objekten.
Eine Ausstellung der Wüstenrot Stiftung