Das Museum Folkwang widmet dem Universalkünstler Emil Pirchan (1884–1957) die weltweit erste große Einzelausstellung überhaupt. Pirchan, einer der Wegbereiter der Reformbewegungen des frühen 20. Jahrhunderts, war als Architekt, Bühnenbildner und Autor aktiv. Bekannt wurde er insbesondere auch als Grafiker und Designer. Seine Plakate, Logos, ExLibris, Prospekte und technische Illustrationen waren wegweisend und Vorbild für viele seiner Zeitgenossen. Besondere Erfolge feierte Emil Pirchan mit seinen Plakatentwürfen und den Arbeiten für die Bühne. Seine Plakate zeichnen sich zumeist durch klare Farbigkeit und scherenschnittartige Flächenbehandlung aus. Sie machen ihn um 1910 schnell zu einem der wichtigsten Vertreter der kreativen Münchner Plakatszene. 1913 gründet Pirchan in München eine Schule für Plakat und Bühnenbild und setzt dort als Theoretiker und Praktiker neue Maßstäbe in der Ausbildung. Seine expressiven Bühnenbilder und seine technischen Neuerungen finden im deutschsprachigen Raum bis weit in die 1920er Jahre großen Anklang. Er fördert beispielsweise die Bühnenfotografie oder ergänzt gebaute Kulissen durch innovative Bild-Projektionen. Seine Theaterprojekte und Plakatentwürfe bilden Schwerpunkte innerhalb der Ausstellung. Die weiteren Arbeitsfelder stellt die Schau ebenfalls anhand von zahlreichen Zeichnungen, Skizzen, Plänen, Objekten, Möbeln, Fotografien und Publikationen vor.
Grundlage dieser Ausstellung ist der durch Pirchans Enkel Beat Steffan aufgearbeitete Nachlass der Wiener Sammlung Steffan / Pabst. Ergänzt wird sie durch Leihgaben aus dem Münchner Stadtmuseum und dem Theatermuseum Wien sowie durch eine Reihe von Plakaten aus der Sammlung des Deutschen Plakat Museums im Museum Folkwang.
Diese Überblicksausstellung stellt Emil Pirchan als Universalkünstler, Stilbildner und Lehrer vor, der zwischen den künstlerischen Disziplinen und Medien agiert. Die Schau ermöglicht erstmals Einblicke in seine Arbeitsweise und öffnet Zusammenhänge zwischen den Themenkomplexen. Die Wiederentdeckung dieses umfangreichen Werkkomplexes kann auch zu einer Neubewertung und Neueinordnung von Emil Pirchans Leistungen führen.