In der globalisierten Gegenwart richten sich neue Fragen an europäische Museen mit Sammlungen außereuropäischer Kunst. Hinter den vergangenen Diskursen nach kultureller Identität, Transferprozessen und Postkolonialismus verbergen sich vielfältige Artefakte, vom Kultbild bis zur Trinkschale. Die Sammlung des Museum Folkwang mit Objekten aus dem neolithischen Zentralasien, dem antiken Ägypten und Griechenland, dem islamischen Kulturkreis und dem präkolonialen Südamerika, aus Afrika, Indien, Ostasien und Polynesien trägt einen besonderen Anspruch, der sie von ethnographischen Sammlungen unterscheidet. Ihr Gründer Karl Ernst Osthaus folgte der Vision, die Objekte Künstlern und Gestaltern als Inspirationsquellen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig zeigte er die Skulpturen und Bildobjekte fremder Kulturen, die zeitgenössische Künstler fasziniert hatten, gleichwertig neben Werken der Moderne.
Das Objekt Studio versucht, einen vielstimmigen Diskurs mit Künstlern und Forschern anzustoßen. Die erste Präsentation folgt den verschiedenen Blicken, die diese Sammlung prägen. Der außereuropäischen Kunst werden Werke europäischer Künstler der Sammlung Folkwang gegenübergestellt, die sich mit diesen Kulturen auseinandergesetzt haben. Maler, Zeichner und Fotografen spiegeln mit ihren Bildern die Blickregime ihrer Zeit und können zugleich unsere Sicht auf die Dinge verändern. Die Zusammenschau der Gegenstände und Bilder zeigt die Ambivalenz des Unterfangens auf, heute Objekte außereuropäischer Kulturen auszustellen. Nicht nur die Kunstgeschichte hat begonnen sich mit diesem Phänomen auseinanderzusetzen, auch zahlreiche Künstler der Gegenwart stellen sich dieser Herausforderung. Wechselnde Interventionen zeitgenössischer Künstler in der Sammlungspräsentation werden Fragen aufzeigen, die die Gegenwart uns stellt.