Erstmals seit der umfassenden Ausstellung vor 55 Jahren wird Pierre Soulages, dem Meister der Abstraktion, im Museum Folkwang ein Werkraum gewidmet. Gezeigt werden drei neue Gemälde von 2015 sowie Arbeiten der 1950er Jahre aus der museumseigenen Sammlung.
Seit den 1970er Jahre entstehen die schwarzen Bilder von Pierre Soulages (*1919). Die monumentalen Bildtafeln zeigen tief in die pastose Oberfläche der Farbe eingezogene Linien. Die Linien und Furchen strukturieren die großformatigen Gemälde, sie durchbrechen die teils matte, teils schwarz-glänzende Textur - horizontal, schräg oder vertikal. Soulages nennt diese radikale Ausbreitung des reinen Schwarz „outrenoir“ - Überschwarz.
Der Künstler entwickelt die Farbe Schwarz in seiner Malerei behutsam. Er beginnt in den 1940er Jahren mit Nußbeize - le brou de noix - als Farbmaterial zu experimentieren. Sein unvergleichliches Schwarz verwendet er zum nuancierten Austarieren von Licht und steigert es damit zur kraftvollen Geste. Anfang der 1980er Jahre dann lässt Soulages seine Recherchen in dem Satz kulminieren: „Pour moi, le noir, c’est un excès, une passion“ („Für mich ist dieses Schwarz ein Exzess, eine Leidenschaft“). Für den Betrachter rückt das Zusammenspiel von Licht und Schwarz in die Nähe einer meditativen Erfahrung.
Pierre Soulages wurde im südfranzösischen Rodez geboren. Die Werke des einflussreichen französischen Künstlers der Gegenwart sind weltweit in über 90 Museen ausgestellt worden. 2014 wurde in Rodez das Musée Soulages eröffnet, das sich dem Lebenswerk des 96jährigen Künstlers widmet.