Sigmar Polke (1941–2010) gehört zu den größten Bild-Erfindern und bedeutendsten Malern Deutschlands. Seine Werke leben von gesteuerten Zufällen und bergen geheimnisvolle Überraschungen. Sie werden von einem besonderen Wort- und Bildwitz begleitet, der alles kategorisch Strenge durchbricht.
Die Ausstellung im Museum Frieder Burda konzentriert sich auf zwei wesentliche Merkmale in Polkes Arbeiten. Sie rückt unter dem Aspekt Alchemie die zufällig bis chaotisch erscheinenden Bildgründe seiner Malerei in den Fokus, die durch ungewöhnliche Substanzen entstehen, was zu eigenartigen Farbverläufen führt. In anderen Werken reagieren mineralische Zusätze auf klimatische Veränderungen. Der Alchemie steht der Aspekt Arabeske gegenüber – ornamentale Liniengebilde, die Polke etwa Holzschnitten Dürers und Altdorfers entnahm. Er malte aber auch seine eigenen Handlinien oder generierte Zufallslinien.
Sigmar Polke ist diesen wie zufällig erscheinenden, selbst gewählten Ordnungen auch in anderen Materialien und Medien nachgegangen, so goss er Asphaltritzen mit geschmolzenem Gold aus, fotografierte das schnörkelige Wachstum von Weinreben oder radioaktives Urangestein. Er filmte chemische Farbexperimente, sammelte fluoreszierendes Uranglas und interessierte sich für Zerrspiegel. Die Ausstellung präsentiert neben hochkarätigen Gemälden erstmals die in den USA entstandenen „Goldstücke“ sowie eine große Anzahl an Fotografien und zwei Filme, Urangestein-Fotografien, Polkes eigene Sammlung an Uranglas-Objekten, Zerrspiegel und Filmmaterial des Künstlers.