Nur wenige Gestalten haben eine dem Gautama Buddha vergleichbare Wirkung gehabt. Kaum eine andere spirituelle Figur wird so konsequent und in verblüffender Kontinuität als Ideal-Mensch empfunden und auch dargestellt wie jener indische Fürstensohn. Seine Bildnisse entfalten ihre Wirkung in Klöstern, Hausaltären und an vielen anderen Orten in ganz Asien. Und längst finden sich Buddha-Darstellungen in den vielfältigsten Erscheinungsformen auf der ganzen Welt wieder. Die Popularität des Buddha ist dabei nicht nur auf den Erfolg seiner Lehre zurück zu führen, sondern auch auf die tiefe Wirkung, die sein Bildnis auf uns ausübt, verkörpert es doch wie kaum ein anderes das Ideal des friedlichen Menschen.
Wie sehr die visuelle Darstellung dieser religiösen Leitfigur selbst hartgesottene Atheisten beeindruckt, wird jeder begreifen, der je ein Hauptwerk buddhistischer Kunst gesehen hat, so etwa die Kolossalfigur des Buddha von Kamakura in Japan, der als große Bronzeskulptur zwischen sanften Hügeln am Meer erscheint. Wie sehr andererseits das Ebenbild der Friedfertigkeit religiöse Gegner ängstigt, beweist auf tragische Weise die barbarische Zerstörung des großen Buddha von Bamiyan in Afghanistan durch blindwütige Taliban-Kämpfer im März 2001. Ungeachtet derartiger Tragödien zeigt die Ehrfurcht, die dem Buddha als Manifestation von Weisheit und spiritueller Größe weltweit zukommt, welche ungeheure Kraft nicht zuletzt von diesen Bildnissen ausgeht. Andererseits steht die Lehre Buddhas für die Loslösung von materiellen Gegebenheiten - letztlich somit auch für die Loslösung von jeglicher Bildlichkeit.
Die Ausstellung präsentiert insgesamt 108 herausragende Beispiele buddhistischer Kunst, hauptsächlich Skulptur, aus Indien, China, Tibet, Südostasien, Korea und Japan. Im Zentrum steht das Ebenbild des Gautama Buddha, das durch erweiterte Ausdrucksformen buddhistischer Kunst ergänzt wird. 108 Bildnisse des Buddha ermöglichen 108 Begegnungen jenes Antlitzes, das ein von Menschen geschaffenes Ideal innerer und äußerer Friedfertigkeit verkörpert. Die Zahl 108 gilt in der buddhistischen Lehre als eine heilige Zahl, versinnbildlicht sie doch die 108 Bände der gesammelten Lehren des Gautama Buddha. In den buddhistischen Tempeln Japans wird in der letzten Nacht des Jahres die Tempelglocke 108 mal angeschlagen - jeder Schlag steht für eine der 108 irdischen Versuchungen, die es auf dem Weg ins Nirvana hinter sich zu lassen gilt.
Buddha. 108 Begegnungen ist somit visueller Ausgangspunkt einer Reihe von Ausstellungen, die sich in den kommenden Jahren mit dem Begriff der Spiritualität beschäftigen werden.
Die Ausstellung gibt einen Überblick über 2000 Jahre buddhistischer Bildwelt, von ihren Anfängen in der Gandhara-Kunst im 1. Jh. n. Chr. bis hin zu wenigen Beispielen aus der Moderne. In ihr werden Leihgaben aus Privatbesitz sowie Bestände des Museum Angewandte Kunst und des Weltkulturen Museums Frankfurt Eingang finden. Manche der Werke sind noch nie in öffentlichen Ausstellungen gezeigt worden.