Die Ausstellung vereint 22 kleinformatige Genrebilder aus der im Ethnologischen Museum bewahrten Sammlung von Paul Georg von Möllendorf (1847-1901), der von 1882 bis 1885 als einflussreicher Berater und Minister in den Diensten des koreanischen Königs Gojong stand, und zwei Bilder aus dem 20. Jahrhundert, die die Tradition der Genremalerei jeweils auf eigene Weise fortführen: ein gemaltes Plakat aus Nordkorea und eine große Hängerolle von Seok Do-ryun (1919-2011).
Die kleinen Blätter im Albumformat geben Szenen aus einer traditionellen Gesellschaft wieder, die schon zur Zeit der Entstehung der Bilder in Korea im Verschwinden begriffen war. Sie werden einem Künstler namens Kim Jun-geun mit Beinamen Kisan zugeschrieben, der zwischen 1880 und 1900 tätig war.
Kisan war ein offenbar geschäftstüchtiger Handwerker, der mit seinen Produkten auf die Bedürfnisse westlicher Reisender reagierte, die nach der erzwungenen Öffnung Koreas 1876 in zunehmender Zahl in das im Westen kaum bekannte Land kamen und Zeugnisse der fremden Lebensart mit nach Hause nehmen wollten. Die auf den Bildern festgehaltenen Szenen dokumentieren zahlreiche in Vergessenheit geratene Riten, Gewerke und Bräuche und stellen heute einen wertvollen Wissensspeicher für Ethnologen und Kulturhistoriker dar.