Aus Anlass des G7-Gipfels im japanischen Ise am 26. und 27. Mai 2016 zeigt das Museum für Asiatische Kunst in Kooperation mit der Botschaft von Japan und dem Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin als Erstpräsentation einen raumspezifischen, für Berlin geschaffen Zyklus von fünfzehn Bildern des Malers Torii Rei. Dieser thematisiert die weitläufige Anlage des in enger Verbindung zum japanischen Kaiserhaus stehenden Schreinkomplexes von Ise bei der gleichnamigen Stadt in der Präfektur Mie.
Der Ise Schrein gilt als wichtigstes Heiligtum des Shinto, d.h. der spezifisch japanischen Kultpraktiken, die sich auf numinose Wesen (japanisch: kami) beziehen. Kami lassen sich zumeist als Erscheinungen von mythologischen, seltener historischen Personen, vor allem aber von Naturkräften verstehen. Charakteristischerweise manifestieren sie sich in Felsen, Bäumen oder Wasserfällen. Auch die zu ihrer Verehrung bestimmten Schreine sind stets von Natur umgeben, der im Shinto ein hoher Wert zugemessen wird. So ist jeder Besuch des Ise Schreins geprägt durch eine, als Weg heller Steine (Reinheit) über eine Brücke (Übergang) vorbei an einem Fluss (Reinigung) durch einen dichten Wald dramatisch inszenierte Naturerfahrung.
Toriis Zyklus verdichtet diese Naturerfahrung und übersetzt den genius loci dieses besonderen Ortes in eine immersive malerische Rauminstallation. Sie lädt die Besucher zu einer Auseinandersetzung mit dem selbstgenügsamen, auf Nachhaltigkeit bedachten Ideal einer Harmonie von Mensch und Natur ein, die der Künstler im Shinto manifestiert sieht.