Museum für Fotografie / Helmut Newton Stiftung (Foto: KULTURpur)
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Museum für Fotografie / Helmut Newton Stiftung

Museum für Fotografie. Berlin-Charlottenburg, Stefan Müller
Museum für Fotografie. Berlin-Charlottenburg, Stefan Müller
Museum für Fotografie / Helmut Newton Stiftung (Foto: KULTURpur)
Museum für Fotografie / Helmut Newton Stiftung (Foto: KULTURpur)

Jebensstr. 2
10623 Berlin
Tel.: 030 3186 4856
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Öffnungszeiten:

Di-Fr 10.00-18.00 Uhr
Do bis 20.00 Uhr
Sa+So 11.00-18.00 Uhr

Alice Springs (June Newton): The MEP Show / Helmut Newton: Yellow Press / Mart Engelen: Portraits

02.06.2016 - 14.05.2017

Alice Springs (June Newton): The MEP Show
Seit 1970 arbeitete June Newton, Witwe des legendären Mode- und Aktfotografen, unter dem Pseudonym Alice Springs selbst als Fotografin. Mehrfach haben sie und Helmut Newton zusammen ausgestellt, insbesondere das gemeinsame Projekt "Us and Them". 2010 wurde die erste Alice Springs-Retrospektive in der Helmut Newton Stiftung realisiert; nun wird die 2015 vom Pariser Maison Européenne de la Photographie (MEP) organisierte zweite Retrospektive ebenfalls in Berlin gezeigt und von einer Publikation im Taschen-Verlag begleitet. In den zahlreichen Porträts ihrer Fotografenkollegen – darunter Richard Avedon, Brassaï, Ralph Gibson und natürlich Helmut Newton – sowie anderer Prominenter wie Nicole Kidman, Audrey Hepburn, Christopher Lambert oder Claude Chabrol gelingt es Alice Springs nicht nur, das Aussehen der Dargestellten einzufangen, sondern auch deren Aura. Der wortlose Dialog, der zu den außergewöhnlichen Porträts führt, scheint auf einer Art Seelenverwandtschaft zu fußen.
Die intensiven Bildnisse in Schwarz-Weiß und Farbe werden durch eine umfangreiche Bildserie von Straßenfotografien ergänzt, die in der Melrose Avenue in Los Angeles entstanden, wo Alice Springs in den 1980er-Jahren die kalifornische Punk- und HipHop-Szene aufmerksam dokumentierte. Diese anarchische Jugendkultur, gekennzeichnet durch teilweise radikale Frisuren und schrille Piercings, verweigerte sich der Idee einer kapitalistischen Gesellschaft. Nur einige Jahre später verebbte die musikalisch und modisch fundierte Protestbewegung in Kalifornien wieder; was von ihr blieb, ist die ausgestellte künstlerische Bestandsaufnahme, bei der die Punks posierten und die Fotografin inszenierte. Stets sind es Menschenbilder voller Empathie, die spürbare Mischung aus Einfühlung und Neugierde macht das Werk von Alice Springs bis heute so interessant.

Helmut Newton: Yellow Press
Helmut Newton arbeitete nicht nur im Auftrag von Modezeitschriften oder Modedesignern. Er interessierte sich auch für Abseitiges, für Paparazzi-Bilder, für Polizei-Fotografie oder Kriminalgeschichten, kurzum: für die Yellow Press, der Mischung aus Sensationspresse und den Artikeln aus der Rubrik "Vermischtes" der Tageszeitungen. Die gleichnamige Ausstellung "Yellow Press", die noch vom Fotografen persönlich zusammengestellt und erstmals 2002 in seiner damaligen Züricher Galerie präsentiert wurde, ist eine ungewöhnliche Melange aus unterschiedlichen Werkgruppen, entstanden zwischen 1973 und 2002. Darunter finden sich mehrere Bildserien, die zuvor nicht in den Büchern von Newton veröffentlicht wurden, etwa eine Reihe, die er "Self-Appropriation" nannte, eine Aktserie zum Thema "Lolita" für den „Playboy“ oder eine Reportage im Auftrag von "Paris Match" über eine aufsehenerregende Gerichtsverhandlung in Monaco.
Die rätselhafte, 18-teilige S/W-Bildserie "The Woman on Level 4" dreht sich hingegen um eine junge Frau, die Newton in einem kleinen, fensterlosen Raum exponiert. Mal ist sie nackt, mal mit semi-transparentem BH und zugeklebten Augen inszeniert, mal sieht man sie mit einer Pistole oder in dunkler Lederjacke. Zusammengenommen entspricht die Serie einer Art Kriminalgeschichte in Bildern ohne Anfang und Ende. Ebenfalls zu sehen sind Newtons kurzer Werbefilm für den italienischen Reissverschlusshersteller Lanfranchi aus den 1980er-Jahren sowie die Polaroids, die Newton von diesem auf einem Monitor laufenden Film als Form der Selbstaneignung des eigenen Werks machte. Zusammen paraphrasieren Film und Polaroid-Bilder eine Sadomaso-Phantasie. Viele Motive, die uns hier begegnen, würde man nicht unbedingt mit Helmut Newton in Verbindung bringen – umso mehr bereichern sie das Bild, das man von Newton und seinem Werk gemeinhin hat. Da es sich um die letzte vom Fotografen selbst zusammengestellte Bildauswahl handelt, kommt „Yellow Press“ einer Art Vermächtnis gleich.

Mart Engelen: Portraits
Auch diesmal wird posthum Newtons Wunsch entsprochen und ein weiterer Fotograf eingeladen, in "June’s Room" auszustellen: Mart Engelen aus Amsterdam zeigt erstmals in Berlin mehr als 20 Schwarz-Weiß-Porträts der zeitgenössischen Kulturszene, inspiriert u. a. durch den französischen Film noir, darunter Schriftsteller wie Michel Houellebecq, Künstler wie Gilbert & George und Julian Schnabel, Musiker wie John Waters oder Schauspieler wie Willem Dafoe. Mit Anfang 20 kam Engelen zur Fotografie, zehn Jahre später begann seine Karriere als freier Fotograf mit einer Reihe von Auftragsarbeiten für Philips und Canon sowie für Magazine wie "Esquire" oder "Vanity Fair". Seit 2009 veröffentlicht er das exklusive Fotomagazin #59 mit zahlreichen eigenen Bildern in jeder Ausgabe – eine interessante Verbindung zu Helmut Newton, der zwischen 1985 und 1995 die ebenfalls großformatige Zeitschrift "Helmut Newton´s lllustrated" herausgab.
Engelens Aufnahmen der Schönen und Reichen entstehen mal in deren Wohnungen oder Ateliers, mal auf dem Filmfestival von Venedig oder nach Vernissagen. Damit unterscheiden sich die Aufnahmesituationen deutlich von offiziellen Porträtsitzungen, der Arbeitsprozess verläuft meist schnell und spontan, ganz ähnlich der Arbeitsweise von Alice Springs. Und auch wenn der Bildaufbau als traditionell oder klassisch bezeichnet werden kann, sticht gelegentlich etwas Besonderes in Engelens visueller Personenschilderung heraus, etwas, das der geübte Rezipient erspüren, aber nicht immer in Worte fassen kann. Vielleicht ist es diese unnachahmliche Verbindung aus Selbstbewusstsein und Verletzlichkeit, die wir in der Darstellung erahnen.

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