Geschichte und Geschichten, Zeit und Gedächtnis; Fiona Tan erforscht mit ihren Film- und Videoarbeiten verschiedenste Dimensionen von Identität. Ihre Arbeiten bestechen durch eine poetische und subversive, stets künstlerisch durchgestaltete Ästhetik.
Fiona Tan wurde durch Arbeiten bekannt, die sich auf den Gebrauch archivalischer Filme stützen. Diese Arbeiten werfen die Frage nach dem Beobachter und dem Beobachteten auf, sie untersuchen das Verhältnis beider zueinander und kreisen um Fragen der Identität. Tan interessiert im Besonderen, wie Zeit unsere Wahrnehmung der Porträtierten beeinflusst. Neuere Arbeiten konzentrieren sich auf die Verbindung zwischen Bild und Gedächtnis und darauf, wie ungenau, aber kreativ die Erinnerung sein kann.
Die Ausstellung „Ausgangspunkt“ stützt sich auf drei große Videoinstallationen: „A Lapse of Memory“, „News from the Near Future" und "Thin Cities“. Das wiederkehrende Thema ist die Reise, welches sich auch in dem Hörstück „Brendan’s Isle“ sowie in dem Video „May you Live in Interesting Times“ findet. Das Meer als Symbol für die Fahrt ins Ungewisse oder die Küste als Ort des ultimativen Aufbruchs unterstreichen wiederholt das Reisethema.
Das Thema der Reise ist häufig verknüpft mit einer Suche; sei es nach einem mystisch-paradisischem Ort, Erinnerungen oder der (eigenen) Vergangenheit und Identität.
Neben der Reise durch den Raum wird die Reise durch die Zeit betrachtet. Die Zeit, die es braucht, um von einem Ort zum anderen zu kommen, aber auch die Vergangenheit an sich, die wir von unserem Standpunkt aus betrachten. Manchmal befindet sich der Zeitpunkt der Erzählung in einer Schleife, womit die lineare zeitliche Abfolge aufgehoben wird. So scheint sich der Standpunkt des Betrachters aufzulösen.
Aber nicht nur die einzelnen Arbeiten erzeugen Zyklen von Zeit oder Erzählung; die Arbeiten untereinander erschaffen Schleifen; Motive wiederholen sich, Zeit wird gedehnt. Die Installation der Arbeiten am immer neuen Orten berücksichtigt die jeweilige Architektur und deren Besonderheiten. So erzeugen die inneren und äußeren Elemente ein sensorisches Erlebnis.
Das Wesen der menschlichen Existenz – unsere sinnlichen Erfahrungen, die Wechselwirkung von Erinnerung, Wissen und Bild sowie unser Bewusstsein von Raum und Zeit – scheinen zu kollidieren und in eine einzige große Erfahrung des Seins zu verschmelzen.
Fiona Tan (geboren 1966 in Pekan Baru) lebt und arbeitet in Amsterdam. Sie hat an mehreren internationalen Ausstellungen teilgenommen, wie z.B. der documenta 11 und den Biennalen in São Paulo, Istanbul, Sydney und Yokohama. 2009 repräsentierte sie die Niederlande auf der Biennale in Venedig. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten, wie etwa Tate Modern, London, Stedelijk Museum Amsterdam, Neue Nationalgalerie, Berlin,, Schaulager, Basel, New Museum, New York und Centre Pompidou, Paris.