"Dummy, 2014" von Peter Friedl ist entstanden als Teil des Jubiläumsprojektes "25/25/25" (25 Jahre, 25 Künstler, 25 Museen), organisiert und gefördert von der Kunststiftung NRW.
Auf der documenta X (1997) begegnete dem Besucher in einer Kasseler Fußgängerunterführung ein Monitor, der im Loop zwei Szenen zeigte, welche sich in genau dieser Unterführung abspielt: Ein Mann, dargestellt von Peter Friedl, versucht am Automaten eine Schachtel Zigaretten zu ziehen, was ihm allerdings nicht glückt. Daraufhin tritt er beherzt gegen die Maschine. In der nächsten Szene wird er von einer zweiten, fremden Person angeschnorrt und da seine Verweigerungshaltung ebenso entschieden ausfällt wie die des Automaten, tritt der Schnorrer wütend gegen den kaltherzigen Passanten. „Dummy“ betitelte Peter Friedl diese Arbeit, über die Roger M. Buergel schrieb: „Der Film handelte von Präsenz und Absenz, Ortsspezifik und Fiktion, kurz: von verschobenen Tauschakten.“ (Roger M. Buergel, „Die kommende Moderne“, in: Über Peter Friedl, hrsg. von Dirk Snauwaert, Wiels, Brüssel, und Motto Books, Berlin 2013; S. 65).
Verschobene Tauschakte spielen auch bei dem Projekt „25/25/25“ eine Rolle und könnten eine Erklärung dafür sein, dass die für das Museum für Gegenwartskunst in Siegen erdachte Arbeit von Peter Friedl ebenfalls mit „Dummy“ betitelt ist. In einer Ausstellungsvitrine – auch die nehmen in seinem Werk eine wiederkehrende Rolle ein – sind 19 Papierstreifen zu sehen, welche aus einem E-Mail-Verkehr zwischen vier in das Jubiläumsprojekt der Kunststiftung NRW involvierten Personen entstammen: der Museumsdirektorin, der Fachbereichsleiterin, des Jurors und des Künstlers.
Vitrine, Papierzettel und die dadurch konservierten Handlungen und Wertungen ergeben ein Bild, das Peter Friedl nicht nur dem Museum als Institution darbietet, sondern auch dem gesamten Projekt „25/25/25“. „Klagen und Diskussionen über die Erosion des Öffentlichen in Zusammenhang mit der Funktion von Museen scheinen oft davon absehen zu wollen, welche Rollen die verschiedenen Funktionäre und Akteure in diesem Setting spielen. ... Macht ist, in der sozialen Arena ebenso wie in der privaten, nicht eindeutig lokalisierbar. Sie ist kein Objekt der Begierde, sie mäandert durch viele disparate Ebenen, Kanäle, Individuen, Kollektive und benützt jede denkbare Gestalt. Sie ist der Subtext, der die Erzählung braucht.“ Diese Überlegungen formulierte Peter Friedl 2002 in seinem Text „One World“.