Wein, Tabak, Betel, Cannabis und Opium: Das Museum für Islamische Kunst zeigt erstmalig indische Malereien aus dem 17.-19. Jahrhundert zum Thema Drogen und Rausch. Die Bilder führen in den weit verbreite-ten Konsum von Rauschmitteln an den Herrscherhöfen Indiens ein: Fürs-ten rauchen Wasserpfeifen, Hofdamen nippen an Weinschälchen, Lie-bespaare verköstigen sich mit Betelpäckchen. Auch Opium wurde am Hof gereicht: in Wein oder Wasser aufgelöst und auch als Pillen geschluckt; das Opiumrauchen mit der Pfeife kam erst später in Mode.
Was heute den dekadenten Anschein der herrschaftlichen Elite vermittelt, gehörte - als die Bilder entstanden - zum guten Ton. Das Reichen von Rauschsubstanzen auf Festen und Empfängen war trotz ausdrücklicher religiöser Vorbehalte Teil der höfischen Etikette und besaß, sowohl am islamischen Moghulhof, im Dekkan als auch bei den hinduistischen Rajputfürsten, lange Tradition. Man trank, rauchte, rezitierte Gedichte in entspannter Umgebung und lauschte der Musik.
Das sinnliche Vergnügen besaß auch soziale und religiöse Komponenten: Betel beispielsweise wurde bei wichtigen Festivitäten wie Geburt, Hoch-zeit oder Tod offeriert und an Schreinen und Tempeln geopfert. Wein, von Dichtern vielfach besungen, aber auch Opium und Haschisch dienten den Mystikern (Sufis) zur Sinneserweiterung, um mit dem Göttlichen in Berüh-rung zu kommen. In der Ausstellung sind auch Bilder von solchen Rauschorgien zu sehen.
Die Miniaturen stammen größtenteils aus den Privatsammlungen Habighorst und Reichart und werden durch Museums-Bestände ergänzt.