Mit der Gründung der Deutschen Werkstätten Hellerau im Jahr 1898 wurde Dresden neben München zu einem Zentrum der internationalen Reformbewegung, vor allem in Hinblick auf innovative Gestaltung. So weit bekannt, aber nahezu unbekannt war die Öffnung der Deutschen Werkstätten für Frauen als künstlerische Mitarbeiterinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es ist vor allem Karl Schmidts (1873–1948) Engagement zur Zeit der Reformbewegung zu verdanken, dass unmittelbar nach der Gründung seines Unternehmens eine ganze Reihe von Frauen als Gestalterinnen beauftragt und ihre Produkte unter ihren Namen vertrieben wurden. "Gegen die Unsichtbarkeit. Designerinnen der Deutschen Werkstätten Hellerau 1898 bis 1938" stellt erstmalig 18 Designerinnen und eine Produktfotografin vor, die im frühen 20. Jahrhundert im Kontext der Deutschen Werkstätten arbeiteten. Die Ausstellung, die ab dem 17. Mai 2019 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) zu sehen ist, wirft ein Schlaglicht auf Gestalterinnen, die trotz reger Entwurfs- und Lehrtätigkeit, zahlreichen Ausstellungen und erfolgreichen Wettbewerbsteilnahmen im Laufe der Zeit in Vergessenheit gerieten: Frauen, die als Möbeldesignerinnen auftraten, obwohl sie – generell zu dieser Zeit ohne Studienberechtigung – oft nur als Zeichenlehrerinnen ausgebildet waren. Frauen, die tradierte gesellschaftliche Muster durchbrachen und mit der Ausübung eines zuvor Männern vorbehaltenen Tätigkeitsbereiches mehr Autonomie und Selbstbestimmung im beruflichen und gesellschaftlichen Alltag erlangten. Frauen, die nicht nur maßgeblich zum Erfolg der noch jungen Werkstätten beitrugen, sondern auch die Reformbewegung in Deutschland entscheidend vorantrieben. Gegen die Unsichtbarkeit. Designerinnen der Deutschen Werkstätten Hellerau 1898 bis 1938 ist eine Ausstellung des Kunstgewerbemuseums, Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, kuratiert von Klára Němečková.
Ihre Werke fanden sich früh vor allem in jenen öffentlichen Museums- oder Mustersammlungen, die sich explizit aktuellen Tendenzen in Design und Kunsthandwerk zuwandten. Auch das MKG sammelte von Beginn an Zeitgenössisches wie angewandte Grafik und Plakatkunst und erwarb Werbegrafiken von Gertrud Kleinhempel (1875–1948), Änne Koken (1885–1919), Clara Möller-Coburg (1869–1918) und anderen Gestalterinnen. Das MKG wird die Ausstellung daher um einige Positionen erweitern, die eng an das Haus geknüpft sind.