Die Pflanzenfotografien von Wilhelm Weimar (1857-1917) wirken modern und nostalgisch zugleich. Um die Jahrhundertwende entsteht sein fotografisches Herbarium, das den geschärften Blick der botanischen Wissenschaft mit einem Sinn für die individuelle Schönheit des Motivs vereint. Vor neutralem Hintergrund lichtet Weimar Blüten, Blätter und Zweige ab, stets bemüht um eine ansprechende Komposition und eine wahrheitsgetreue Übertragung der Formen und Farbwerte der Natur. Seine Aufnahmen entstehen in Rahmen kunstgewerblicher Gestaltungslehre, die zu dieser Zeit auf der Suche nach neuen Schmuckformen Strukturen und Aufbau der Natur akzentuiert. Weimar rückt jedoch die starre, tektonische Form der Pflanzen in den Hintergrund und vermittelt einen Eindruck von ihrer organischem Lebendigkeit und Dynamik. Der Gründungsdirektor des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG), Justus Brinckmann, stellt Weimar 1883 zur Dokumentation der Sammlungsbestände ein. Im Rahmen dieser Arbeit beschäftigt sich der kunstgewerbliche Zeichner mit Techniken der fotografischen Reproduktion und wendet sie bald professionell an. Er erforscht die Geschichte des Mediums und setzt sich dafür ein, dass im MKG auch eine Sammlung fotografischer Bilder und Objekte angelegt wird. Anlässlich des 100. Todestages von Justus Brinckmann gibt das MKG mit rund 40 Werken Einblick in das umfangreiche Schaffen Wilhelm Weimars und setzt es in Bezug zu Pflanzenfotografien von Constant Alexandre Famin (1827-1888), der Gebrüder Alinari (aktiv 1854 - 1890) sowie einer Vorlagenmappe für Kunstgewerbe von Verleger Martin Gerlach (1846-1918), die ebenfalls in der Ausstellung gezeigt werden.