Mit der Neueinrichtung der ständigen Sammlung zum Jugendstil und einer begleitenden Sonderausstellung möchte das MKG einen neuen Zugang zu dieser Epoche wagen. Anders als vor gut 100 Jahren, als der Jugendstil le dernier cri war, kann er heute über reine Stilgeschichte hinaus eine Parallele eröffnen zu komplexen Phänomenen, die die Besucher aus ihrer eigenen Gegenwart kennen: Ressourcenknappheit und Materialfragen, prekäre Arbeitsbedingungen und Konsumverhalten, ökologische und ästhetische Abwägungen in Herstellungs-prozessen oder der Wunsch nach stilvoller, repräsentativer Inneneinrichtung sind nur wenige Aspekte, die sich sowohl als zentral für die Reformbewegung um 1900 als auch für heutige Konsumentscheidungen erweisen. Die gedanklichen Wurzeln und Motivationen des Jugendstils treten darum in der Auswahl der Exponate und in der Neuinszenierung in den Vordergrund. Als zentrales Thema bleibt etwa die Weltausstellung 1900 in Paris als internationale Plattform modernen Designs wichtiger Bezugspunkt in der Neupräsentation. Hinzu kommt die Flucht vor der europäischen Industrialisierung und Technologisierung zu Sehnsuchtsorten wie dem Mittelalter oder Japan. Ein weiterer Aspekt ist die Veränderung des Körpergefühls in der Reformmode und im neuen Tanz. Für die Neueinrichtung der Sammlung Jugendstil konnte das MKG die Justus Brinckmann Gesellschaft, die Kunststiftung Christa und Nikolaus Schües, Hans-Joachim von Berenberg-Consbruch, Gabriele von Förster und Edgar Eduard Nordmann als Saalpaten gewinnen.