Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Foto: Marcelo Hernandez
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Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Foto: Marcelo Hernandez
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Foto: Marcelo Hernandez
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Foto: Marcelo Hernandez
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Foto: Marcelo Hernandez

Steintorplatz 1
20099 Hamburg
Tel.: 040 42 81 34 880
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Do 11.00-21.00 Uhr

Im Lauf der Zeit - Portraitfotografie aus zwei Jahrhunderten

18.12.2009 - 18.03.2010
Exponate aus der Sammlung des Museums Ca. 200 Exponate aus der Sammlung des Museums, ergänzt durch ausgewählte Leihgaben, zeigen den Wandel der Fragestellungen an das Medium Fotografie. Das Museum für Kunst und Gewerbe besitzt mit seiner bereits um 1900 von Wilhelm Weimar, dem ersten wissenschaftlichen Assistenten Justus Brinckmanns, gegründeten Sammlung Photographie einen umfangreichen Bestand von den Anfängen der Daguerreotypie (1839, Carl Ferdinand Stelzner und Hermann Biow) bis in die Gegenwart. Ein bedeutender Schwerpunkt ist die so genannte Kunstphotographie um 1900 (Piktorialismus), die mit dem von ihr entwickelten Figurenbild (Hamburger Schule um die Brüder Theodor und Oscar Hofmeister) den Kunstanspruch des Mediums erfolgreich durchsetzte. Parallel zur experimentellen Photographie des Neuen Sehens in den 1920er-Jahren mit seinen ungewohnten Sichten, auch auf das menschliche Gesicht (Helmar Lerski „Köpfe des Alltags“), bedienten sich Studiophotographen wie Hugo Erfurth weiterhin der klassischen Weichzeichnertechnik. Einen besonderen, bis heute nachwirkenden Weg beschritt August Sander in der Weimarer Republik mit seiner umfassenden Reihe „Menschen des 20. Jahrhunderts“. Von ihm führt eine Entwicklungslinie bis hin zu der 1975 von dem Amerikaner Nicolas Nixon begonnenen und noch immer weitergeführten Serie „The Brown Sisters“. Die Erfindung der Photographie im 19. Jahrhundert befriedigte den Wunsch des aufstrebenden Bürgertums nach repräsentativen Portraits. Mittlerweile kann jeder sein Konterfei einfach nach Belieben aufnehmen und digital manipulieren. Dazwischen liegen umfassende technische Innovationen und insbesondere eine äußerst kreative Entwicklung der Bildgeschichte. Bedienten sich die frühen Photographen malerischer Vorbilder für eine angemessene Gestaltung ihrer Einzel- und Gruppenportraits, hat das Medium im Lauf seiner 170-jährigen Geschichte einen eigenständigen Beitrag zur Entwicklung der bildenden Kunst geleistet. War es anfangs das Streben nach persönlicher Unverwechselbarkeit und Repräsentativität sowie gesellschaftlich geprägten Idealbildern im Spannungsfeld von Öffentlichkeit und Privatheit, geht es heutzutage um Geschlechteridentität (Androgynität) aber auch um Austauschbarkeit. Die Aufnahmen von Menschen beinhalten stets den Faktor Zeit im festgehaltenen, eingefrorenen Augenblick. Beim Betrachten von Bildern stellen wir die uns die Frage nach Vergänglichkeit und Tod. Zeitgebundenheit drückt sich nicht nur in Kleidung, Frisuren und Körpersprache aus sondern auch im dargestellten Geschlechterverhältnis und in der Körpermode (Jugendwahn / Altersphobie). Die Ansichten von Schönheit wandeln sich vom Ebenmaß zum Extremen bis Hässlichen. Die Photographie erweist sich gerade durch die gestalterischen Absichten ihrer Produzenten als Spiegelbild einer Epoche.

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