Das Reale konstituiert sich in der permanenten Überschneidung mit dem Symbolischen und dem Imaginären. In welcher Gewichtung die drei Elemente sich verknüpfen, liegt am einzelnen Individuum wie an seiner Gegenwart. Im Werk von Bunny Rogers verschmelzen Affekt, Erfahrung, Identifizierung und Gemeinschaft, Fiktion und Realität, Imagination und physische Präsenz zu einem gegenwärtigen Subjekt, dessen veränderte Wahrnehmung für eine ganze Generation steht.
Das Wissen über die wirbellosen Lebewesen in den nachtschwarzen Meerestiefen der Ozeane ist gering, die Imagination dagegen seit Jahrhunderten groß. So wurden Riesenkalmare in ihrem eigenen Lebensraum noch nie gesehen, einzig geschwächt und verwirrt im Hafen, tot am Strand oder in Mägen von Pottwalen. Ihre Sensorien wie ihr Verstand – so legen Studien an kleineren Oktopoden dar – sind hochsensibel, ihre Wahrnehmung ausdifferenziert. Da ihre Augen durch den vergleichsweise geringen Lichtverlust äußerst empfindlich sind, können sie in den Tiefen der Meere wahrnehmen, was uns verborgen bleibt.
In ihrer Ausstellung Pectus Excavatum lässt die US-amerikanische Künstlerin Bunny Rogers (* 1990) eine Landschaft entstehen, in der Drinnen und Draußen, Bergspitzen und Meerestiefen ineinandergleiten und legt damit den Rahmen unserer so präzisen wie vereinfachten Vorstellungen von Natur offen, in denen Wissen und Erfahrung untrennbar mit der Imagination verbunden sind.