02.06.2007 - 30.09.2007
Zeichnungen der 20er und 30er Jahre
Anlässlich des 100. Geburtstages von Hanna Nagel zeigt das Museum für Neue Kunst 20 Zeichnungen aus den Beständen des Graphischen Kabinetts.
Hanna Nagel wurde 1907 in Heidelberg geboren und gehörte zu der ersten Generation von Frauen, die seit 1919 an der Akademie studieren durfte. Ab 1925 besuchte sie die Badische Landeskunstschule in Karlsruhe. Mit Georg Scholz, Wilhelm Schnarrenberger und Karl Hubbuch prägten zu jener Zeit wichtige Vertreter der Neuen Sachlichkeit und des Verismus die dortige Kunstauffassung. Hanna Nagel fühlte sich insbesondere von den Zeichnungen Karl Hubbuchs angezogen. In kritischer Auseinandersetzung mit den Werken ihres Lehrers gelang ihr bereits mit ihrem Frühwerk ein bedeutender Beitrag zur Neuen Sachlichkeit. Der Mensch – vom Aktmodell bis zur Gliederpuppe – stand dabei im Mittelpunkt ihres Interesses.
1929 ging Hanna Nagel gemeinsam mit ihrem Studienkollegen und späteren Ehemann Hans Fischer nach Berlin. Nachdem sie bereits in Karlsruhe als Meisterschülerin Anerkennung gefunden hatte, wurde sie auch in Berlin als hoffnungsvolle Künstlerin entdeckt und von ihrem Lehrer Emil Orlik gar als Nachfolgerin Käthe Kollwitz gesehen. In den dunklen Tuschpinselzeichnungen der Dreißigerjahre thematisiert Hanna Nagel vor allem zwischenmenschliche Beziehungen. Wie keine andere Künstlerin der Neuen Sachlichkeit setzt sie sich in den autobiographisch geprägten Blättern mit den unterschiedlichen Rollen als Künstlerin, Ehefrau und Mutter auseinander. Es sind phantastische Bildwelten, in denen ihre Ängste und Visionen zum Ausdruck kommen. Eine Traumwelt, die mit ihrer eigenen individuellen Mythologie auch heute noch Rätsel bietet.