Seit mehr als 20 Jahren schreibt die Wüstenrot Stiftung in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang, Essen, den Dokumentarfotografie Förderpreis aus.
Der Preis wird an vier Preisträger/innen vergeben und ist jeweils mit EUR 10.000 dotiert. Mit der Vergabe des Preises an Hochschulabsolventen/innen ermöglicht die Stiftung die Umsetzung eines freien Projekts im Bereich der Dokumentarfotografie. Die entstandenen Arbeiten werden in einer Wanderausstellung mit unterschiedlichen Ausstellungsstationen vorgestellt. Ausstellung, Begleitkatalog und Tournee sind Teil des Förderpreises und werden in vollem Umfang von der Wüstenrot Stiftung getragen.
Die Ausstellung »Dokumentarfotografie Förderpreise 10 der Wüstenrot Stiftung« zeigt Arbeiten von Birte Kaufmann, Sara-Lena Maierhofer, Arne Schmitt und Kalouna Toulakoun. Die Preisträgerinnen und Preisträger des zehnten Förderpreises untersuchen die Bedingungen, Prozesse und Konsequenzen des Zusammenlebens von Menschen und verdichten diese Phänomene in ihren fotografischen Essays, wobei sowohl die vorgestellten Themen als auch die Techniken und künstlerischen Ausdrucksformen sehr verschieden sind und so die Arbeiten auch auf diese Weise das menschliche Universum durchmessen.
Die Mitglieder der Jury waren Florian Ebner (Leiter der Fotografischen Sammlung im Museum Folkwang, Essen), Kristina Hasenpflug (Ressortleiterin Kultur und Bildung, Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg), Margret Hoppe, (Fotografin und ehemalige Preisträgerin, Leipzig), Jürgen Nefzger, (Künstler und Dozent für Fotografie, School of Fine Arts, Clermont-Ferrand, Frankreich) und Inka Schube, (Kuratorin, Sprengel Museum, Hannover).
Mit der Serie The Travellers erwarb Birte Kaufmann (geb. 1981, lebt in Köln und Berlin) bereits ihren Abschluss an der Ostkreuzschule Berlin. Travellers sind eine in Irland und Großbritannien lebende Minderheit, die zumeist heute noch nomadisch lebt und eine eigene Sprache pflegt. In der Fortsetzung ihrer poetisch-dokumentarischen Arbeit über das Leben dieser Gemeinschaft beschäftigt sie sich mit den Fragen nach Integration und Assimilierung vor dem Hintergrund eines staatlicherseits verordneten und augenscheinlich nicht akzeptierten Kulturwandels.
Sara-Lena Maierhofer (geb. 1982, lebt in Berlin) stellt in ihren fotografischen Projekten das Wirklichkeitsversprechen der Fotografie in Frage. Schein und Realität, Fakt und Fiktion werden in eine eigene ästhetische Bildwelt übersetzt. In der Arbeit The Great verhandelt sie in eigenwilligen dynamischen Perspektiven und fragmentarischen Blicken auf Gesten und Handlungen das Thema Macht am Beispiel des italienischen Politikers und Medienmoguls Silvio Berlusconi.
Arne Schmitt (geb. 1984, lebt in Köln) beschäftigt sich in seinen künstlerischen Projekten mit Architektur und Urbanität. Die neue Ungleichheit ist ein Versuch, sich dem Verhältnis von Architektur und Neoliberalismus anzunähern. Innerhalb eines abgesteckten Spaziergangs durch die Stadt Köln werden Gebäude auf ihren entstehungsgeschichtlichen und gesellschaftspolitischen Hintergrund befragt. Neben zu Tableaus komponierten Fotografien gehört zu der Serie eine Buchpublikation.
Kalouna Toulakoun (geb. 1978, lebt in Iserlohn) realisierte mit seinem Projekt In der Erwartung großer Stürme eine fotografische Spurensuche über seine aus Laos stammende Familie. Ein Teil der Familie verließ aufgrund der politischen Verhältnisse in Laos 1979 das Land, um nach Deutschland oder in die USA zu emigrieren, ein anderer Teil lebte weiterhin in Laos. Er zeigt am Beispiel seiner heute rund um den Globus versprengten Familie die Folgen von Repression und Exil, insbesondere das Spannungsfeld zwischen dem Bewahren von Identität, Integration und Assimilation.